Martin Schläpfer verzichtet auf Vertragsverlängerung in Wien
Martin Schläpfer verzichtet auf eine ihm angebotene Vertragsverlängerung als Direktor und Chefchoreograf des Wiener Staatsballetts. Das gab der 63-jährige Schweizer am Mittwoch bei einer Versammlung des Staatsballetts bekannt.

Das Wichtigste in Kürze
- Seine Arbeit war in der Fachwelt zuletzt teilweise kritisch begleitet worden.
Schläpfer ist seit 1. September 2020 Direktor und Chefchoreograf des Wiener Staatsballetts; die Position ist nun ab der Saison 2025/26 vakant.Gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde gegenseitiges Einvernehmen betont.
So lässt sich Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zitieren, seine «Bewunderung für den Künstler Martin Schläpfer, einen der wichtigsten Choreographen der heutigen Tanzwelt, ist wohlbekannt». Auch wirtschaftlich liege das Ballett an der Wiener Staatsoper in dieser Saison bei einer Auslastung von 99 Prozent mit entsprechenden kaufmännischen Resultaten. «Ich bedauere ausdrücklich, dass Martin das Angebot eines zweiten Vertrags nicht annehmen kann.»
Schläpfer selber sei dem Staatsballett und Roščić «in grosser Wertschätzung verbunden». Das Angebot, einen weiteren Vertrag über die Saison 2025/26 hinaus abzuschliessen, könne er «aus ganz persönlichen Gründen nicht annehmen».
Er habe sich damals für fünf Jahre gebunden. Für seine Absage führt er «die doppelte Belastung – als Künstler einerseits und Führungskraft andererseits» an. «Nach vielen Jahren an der Spitze von Ballett-Kompagnien werde ich keine vergleichbare Führungsposition mehr annehmen», so Schläpfer.
Der Tänzer und Choreograf Martin Schläpfer wurde am 26. Dezember 1959 in Altstätten geboren und ist vorerst dort aufgewachsen. Als 15-Jähriger begann er die Ballettausbildung in St. Gallen. 1977 gewann er beim Prix de Lausanne ein Stipendium, das ihm ein Ballettstudium an der Royal Ballet School in London ermöglichte. 1978 bis 1983 war er Solotänzer am Stadttheater Basel bei Heinz Spoerli, 1983/84 erster Solotänzer am Royal Winnipeg Ballet in Kanada, danach erneut bis 1989 am Stadttheater Basel.
Dann wechselte er vom Tänzer zum Choreografen, gründete 1990 die eigene Ballettschule «Dance Place» in Basel, die er bis 1994 leitete. Während fünf Jahren war er Ballettdirektor am Stadttheater Bern. 1999 bis 2009 leitete er das Staatstheater Mainz. Ab der Spielsaison 2009/10 war er Ballettdirektor und Chefchoreograf an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg, bevor er als Direktor und Chefchoreograf an das Wiener Staatsballett und dessen Ballettakademie wechselte. Martin Schläpfer wurde wiederholt ausgezeichnet, zuletzt 2019 mit dem Grossen St. Galler Kulturpreis.