Boris Johnson kurz vor dem Ziel als May-Nachfolge
Das Wichtigste in Kürze
- Heute wird die Anzahl der Nachfolge-Kandidaten für Theresa May auf zwei reduziert.
- Boris Johnson gilt dabei bereits als gesetzt.
Nach Ausscheiden seines unbequemsten Kontrahenten zweifelt kaum jemand, dass Boris Johnson nächster britischer Premier wird. Es sei denn, ein anderer Bewerber wächst über sich hinaus. Heute entscheidet sich, wer in einer Stichwahl gegen Johnson antreten darf.
In zwei Wahlgängen wird jeweils der Letztplatzierte rausgekegelt. Die beiden Verbliebenen müssen sich in einer Stichwahl anschliessend der Parteibasis stellen.
Boris Johnson konnte seinen Vorsprung vor den anderen Kandidaten am Mittwoch weiter ausbauen. In einer dritten Wahlrunde erhielt der ehemalige Londoner Bürgermeister und Aussenminister 143 der 313 Stimmen seiner konservativen Abgeordnetenkollegen.
Ebenfalls eine Runde weiter sind Aussenminister Jeremy Hunt (54 Stimmen), Umweltminister Michael Gove (51) sowie Innenminister Sajid Javid (38). Mit dem Ergebnis der vierten Wahlrunde wird um 14 Uhr (MESZ) gerechnet. Sollte dann keiner der Kandidaten freiwillig aufgeben, gibt es noch eine fünfte Runde. Deren Ergebnis soll um 19 Uhr feststehen.
Geheimfavorit ist ausgeschieden
Nicht mehr im Rennen ist Entwicklungshilfeminister Rory Stewart. Er erhielt in der dritten Runde nur 27 Stimmen und fiel damit hinter sein Ergebnis aus der zweiten Runde zurück.
Stewart, der sich als einziger vehement gegen einen Brexit ohne Abkommen ausgesprochen hatte, war ein Hoffnungsträger vieler proeuropäischer Briten. Zudem galt er als derjenige, der Johnson am ehesten noch hätte gefährlich werden können.
Boris Johnson gilt als Spitzenreiter
Den drei verbliebenen Kandidaten wird dagegen kaum zugetraut, Johnson noch ernsthaft in Schwierigkeiten bringen zu können. Er ist laut Umfragen unangefochtener Spitzenreiter in der Gunst der etwa 160 000 Parteimitglieder. Viele trauen ihm zu, enttäuschte Brexit-Wähler zurückzugewinnen, die sich von den Tories abgewendet haben.
Ob Johnson erfolgreicher wäre als May, scheint aber zweifelhaft. Er will von der EU bessere Bedingungen fordern und drohte bereits damit, die bereits vereinbarten Abschlussrechnung nicht zu bezahlen. Die EU lehnt Nachverhandlungen an dem Deal aber kategorisch ab.
Einziger Ausweg, um den Austritt trotzdem rechtzeitig zu vollziehen, wäre ein No-Deal-Brexit, auf den viele Johnson-Unterstützer hoffen. Experten rechnen für diesen Fall jedoch mit drastischen Konsequenzen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche.
Bei einer TV-Debatte der BBC am Dienstag liess Johnson jedoch Zweifel daran aufkommen. Auf die Frage, ob er einen Austritt am 31. Oktober garantieren könne, antwortete er ausweichend. Fraglich ist aber, ob ihm seine Anhängerschaft eine weitere Verschiebung des EU-Austritts verzeihen würde.