Merkel bittet Putin um Unterstützung bei Rettung aus Afghanistan
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan versucht Deutschland seine Einsatzkräfte zu evakuieren. Angela Merkel bittet nun Wladimir Putin um Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Angela Merkel zählt bei der Rettung deutscher Einsatzkräfte auf die Hilfe Russlands.
- Sie bat Wladimir Putin in einem Gespräch am Freitag um dessen Unterstützung.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin um Unterstützung bei der Rettung afghanischer Ortskräfte gebeten. Für die Bundesregierung habe im Moment Vorrang, möglichst viele Menschen nach Deutschland zu bringen. Diese hätten in 20 Jahren Nato-Einsatz geholfen, sagte Merkel nach einem Gespräch mit Putin am Freitag in Moskau.
Sie bat darum, die Taliban darauf hinzuweisen, dass eine Zusammenarbeit besser möglich sei, wenn diese Menschen das Land verlassen könnten. Merkel habe deutlich gemacht, «dass es ein frustrierender Moment ist zu erleben, dass die Taliban zurückgekehrt sind».
Merkel: «Terrorgefahr nicht dauerhaft gebannt»
Nun müsse man versuchen, mit ihnen zu reden. Die Kanzlerin bekräftigte erneut, dass es dem Westen gelungen sei, die von Afghanistan ausgehende akute Terrorgefahr zu bannen. «Aber sie ist nicht dauerhaft gebannt.» Alle weitergehenden Ziele seien jedoch nicht erreicht worden.
Wladimir Putin hat nach der Machtübernahme der Taliban vor einem «Zusammenbruch» Afghanistans gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse dies verhindern, sagte Putin. Dem Westen warf er eine «unverantwortliche» Afghanistan-Politik vor. Diese habe darauf abgezielt, dem Land von aussen «fremde Werte» aufzuzwingen, sagte Putin.
Es müsse damit aufgehört werden zu versuchen, «die Demokratie in anderen Ländern nach ausländischen Modellen aufzubauen». Historische Besonderheiten und Traditionen müssen laut Putin beachtet werden. «Ich denke, das ist die Lehre aus Afghanistan», sagte Putin. Es sei nun wichtig zu verhindern, dass «Terroristen» aus Afghanistan in die Nachbarländer gelangen.
Russland lässt Botschaft in Kabul geöffnet
Die Taliban hatten nach der Eroberung mehrerer Provinzhauptstädte am Sonntag überraschend schnell die Macht in Kabul übernommen. Russland hatte die ersten Zusicherungen der Islamisten, die eine gemässigte Herrschaft in Aussicht gestellt haben, als «hoffnungsvolle Signale» gewertet.
Der russische Botschafter in Afghanistan, Dmitri Schirnow, hatte sich am Dienstag mit Taliban-Vertretern in Kabul getroffen. Im russischen Staatsfernsehen sprach er danach von einem «positiven und konstruktiven» Gespräch. Die Taliban würden sich «verantwortungsvoll und zivilisiert» benehmen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern hatte Russland seine Botschaft in Kabul nach der Machtübernahme der Taliban nicht geschlossen.