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Angriff auf Tel Aviv - Hamas-Leute im Fadenkreuz Israels

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Israel,

In Tel Aviv heulen Warnsirenen. Die Angriffe aus dem Gazastreifen auf die Küstenmetropole sind intensiv. Israels Militär zerstört in Gaza ein Hochhaus und droht der Hamas-Spitze mit gezielter Tötung.

Raketen werden von Gaza-Stadt in Richtung Israel abgefeuert. Foto: Bashar Taleb/APA Images via ZUMA Wire/dpa
Raketen werden von Gaza-Stadt in Richtung Israel abgefeuert. Foto: Bashar Taleb/APA Images via ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem massiven Raketenangriff militanter Palästinenser auf den Grossraum Tel Aviv hat Israels Militär seine Attacken auf ranghohe Hamas-Mitglieder verstärkt.

Die Luftwaffe habe die Häuser von Raed Saad, Hamas-Chef für Spezialeinsätze, sowie zweier Hamas-Kommandeure in Chan Junis im Süden und Dir el-Balach im mittleren Abschnitt des Gazastreifens beschossen, teilte die Armee mit. Israels Militär drohte ausserdem der Hamas-Führungsriege mit gezielter Tötung. 

Israels Luftwaffe beschoss nach Medienberichten das Haus des Hamas-Chefs Jihia al-Sinwar. In dem Gebäude in Chan Junis im Süden des Küstengebiets habe sich auch das Büro des Hamas-Chefs befunden, berichteten israelische Medien. Auch das Haus von Al-Sinwars Bruder Mohammed, ebenfalls ein ranghohes Mitglied der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas, sei angegriffen worden.

In der Nacht zu Sonntag feuerte die Palästinenserorganisation Hamas nach Angaben des israelischen Militärs dann weitere Raketen auf Israel ab. Ein «schwerer Hagel von Raketen» sei vom Gazastreifen aus auf die Mitte und den Süden Israels abgeschossen worden, twitterte die Armee. Zuvor hatte ein Sprecher des militärischen Hamas-Arms gedroht, von Mitternacht an erneut Raketen auf Tel Aviv zu feuern.

Am Samstag hatten militante Palästinenser im Gazastreifen bereits drei Mal kurz hintereinander Raketen auf die Küstenmetropole Tel Aviv geschossen. In der Nachbarstadt Ramat Gan starb nach Angaben von Sanitätern ein etwa 50 Jahre alter Mann beim Einschlag einer Rakete. Nach Angaben der österreichischen Botschafterin in Israel, Hannah Liko, schlug die Rakete unweit der diplomatischen Vertretung ein.

Israels Luftwaffe zerstörte kurz darauf nach Angaben eines dpa-Reporters ein 14-stöckiges Hochhaus im Gazastreifen, in dem Medienunternehmen wie Associated Press (AP) ihre Büros hatten. Berichten zufolge wurden die Bewohner zuvor telefonisch aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Die Nachrichtenagentur AP reagierte entsetzt. «Das ist eine unglaublich beunruhigende Entwicklung», teilte AP-Präsident Gary Pruitt am Samstag in New York mit. «Wir sind nur knapp einem schrecklichen Verlust von Menschenleben entgangen.» Ein Dutzend AP-Journalisten und freie Mitarbeiter sei rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden.

UN-Generalsekretär António Guterres reagierte bestürzt auf den israelischen Angriff. Sein Sprecher Stephane Dujarric teilte in New York mit, Guterres sei «zutiefst beunruhigt über die Zerstörung eines Hochhauses in Gaza-Stadt durch einen israelischen Luftangriff, in dem sich die Büros mehrerer internationaler Medienorganisationen sowie Wohnungen befanden». Er sei zudem bestürzt über die steigende Zahl von zivilen Opfern, einschliesslich des Todes von zehn Mitgliedern einer Familie, darunter Kinder, nach einem israelischen Luftangriff auf das Flüchtlingslager Schati im Westen von Gaza. Er erinnere alle Seiten daran, jeder willkürliche Angriff auf zivile und mediale Strukturen verstosse gegen das Völkerrecht.

Es war das fünfte Hochhaus, das Israels Armee seit Beginn der jüngsten Eskalation am Montag zum Einsturz bringt. Den Angaben zufolge hatte auch der katarische TV-Sender Al-Dschasira (Al-Jazeera) ein Büro in dem zuletzt zerstörten Gebäude. Die israelische Armee teilte bei Twitter mit, Kampfjets hätten ein Hochhaus angegriffen, in dem der Militärgeheimdienst der islamistischen Hamas über «militärische Ressourcen» verfügt habe.

Ein Sprecher des militärischen Hamas-Arms drohte Tel Aviv daraufhin mit einer «Antwort, die die Erde erschüttern lässt». Ein schnelles Ende des Konflikts scheint fern. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte, der Militäreinsatz gegen die Hamas werde «so lange wie nötig weitergehen». Man müsse zunächst die Infrastruktur der islamistischen Hamas zerstören. «Uns stehen noch schwere Tage bevor, aber wir werden sie gemeinsam durchstehen und siegen», sagte der 71-Jährige.

Die Hamas hat nach Angaben eines israelischen Luftwaffenoffiziers seit Montag mehr als 2300 Raketen auf Israel abgefeuert. Israel habe im gleichen Zeitraum mehr als 650 Ziele im Gazastreifen angegriffen. Der Konflikt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas war zu Wochenbeginn eskaliert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seitdem 145 Menschen getötet und 1100 verletzt. Wie der Rettungsdienst Magen David Adom mitteilte, kamen in Israel durch den Raketenbeschuss der vergangenen Tage zehn Menschen ums Leben, 636 wurden verletzt.

Angesichts der Gewalt telefonierte US-Präsident Joe Biden mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Das Weisse Haus teilte zu dem Gespräch mit Netanjahu mit: «Der Präsident bekräftigte seine nachdrückliche Unterstützung für das Recht Israels, sich gegen die Raketenangriffe der Hamas und anderer terroristischer Gruppen im Gazastreifen zu verteidigen.»

Biden habe seine Besorgnis über die Sicherheit von Journalisten zum Ausdruck gebracht und die Notwendigkeit betont, deren Schutz zu gewährleisten. Biden habe Abbas über das diplomatische Engagement der USA im laufenden Konflikt informiert. Biden habe zudem betont, die Hamas müsse den Raketenbeschuss auf Israel einstellen. Biden und Abbas hätten ihre Sorge über den Tod unschuldiger Zivilisten zum Ausdruck gebracht.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern hatte sich während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und nach der Absage der palästinensischen Parlamentswahl zugespitzt. Als Auslöser gelten etwa Polizei-Absperrungen in der Jerusalemer Altstadt, die viele junge Palästinenser als Demütigung empfanden.

Hinzu kamen Auseinandersetzungen von Palästinensern und israelischen Siedlern im Jerusalemer Viertel Scheich Dscharrah wegen drohender Zwangsräumungen sowie heftige Zusammenstösse auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Scharif). Die Anlage mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Die islamistische Hamas hat sich zum Verteidiger Jerusalems erklärt.

Die Palästinenser gedachten am Samstag, dem Tag der Nakba (Katastrophe), der Vertreibung und Flucht Hunderttausender Palästinenser im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948. Rund 500 Menschen demonstrierten in Ramallah im Westjordanland. Sie schwenkten dabei palästinensische und schwarze Flaggen.

Bei Protesten im Südlibanon an der Grenze zu Israel kam es zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und israelischen Sicherheitskräften. Diese feuerten Augenzeugen zufolge Tränengas auf mehrere Menschen, die sich dem Grenzzaun näherten. Truppen der libanesischen Armee versuchten ebenfalls, die Demonstranten vom Zaun zu vertreiben. Zu den Protesten erschienen Palästinenser und Anhänger der libanesischen Hisbollah.

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