Mina Witkojc: Eine Stimme für die niedersorbische Kultur
Mina Witkojc setzte sich als Chefredakeutrin und mit Gedichten für ihre niedersorbische Kultur ein. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Mina Witkojc wurde als Kind einer niedersorbischen Mutter geboren.
- Mit 28 Jahren begann sie, in ihrer Muttersprache zu schreiben.
- Später wurde sie zur Chefredakteurin einer niedersorbischen Zeitung.
- Auch während des zweiten Weltkriegs und in der DDR kämpfte sie für ihre Kultur.
Die niedersorbische Sprache und Kultur verdankt viel ihrer heutigen Form der bemerkenswerten Mina Witkojc. Als Dichterin, Aktivistin und Journalistin hat sie im 20. Jahrhundert wesentlich zur Gestaltung der niedersorbischen Schriftsprache beigetragen.
Witkojc wurde im Jahr 1893 in der deutschen Kleinstadt Burg im Bundesland Brandenburg geboren. Sie war das uneheliche Kind einer sorbischen/wendischen Magd und eines Gastwirts. Ihre Mutter ging, als Mina wenige Jahre alt war, auf Arbeitssuche nach Berlin. Witkojc blieb mit ihrer Schwester Anna bei ihren Grosseltern zurück, die in ärmlichen Verhältnissen lebten.
Nachdem sie ihre Schulzeit abgeschlossen hatte, zog auch sie nach Berlin. Dort hielt sie sich mit verschiedenen Jobs über Wasser und begann, Gedichte auf Deutsch zu verfassen.
Mina Witkojc erkennt ihre Abstammung
Im Alter von 28 Jahren traf Mina auf Arnošt Muka, einen Schriftsteller und Aktivisten der sorbischen Sprache. Durch ihn wurde sie sich ihrer niedersorbischen Abstammung vollständig bewusst. Zu diesem Zeitpunkt begann Witkojc, in ihrer Muttersprache zu schreiben.
Schliesslich ergatterte sie auch einen Job als Journalistin für die «Serbski Casnik», einer sorbischen Zeitung in Bautzen. In den kommenden Jahren stieg sie zur Chefredakteurin auf. Ihre Gedichte drückten eine tiefe Verbundenheit mit ihrem Heimatland, dem Spreewald und dem sorbischen Volk aus.
Zusätzlich übersetzte Witkojc auch slawische Literatur ins Niedersorbische. Innerhalb von kurzer Zeit wurde sie zu einer der wichtigsten Verfechterinnen der niedersorbischen Sprache und Kultur.
Witkojc im Exil
Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus wurden die sorbischen Sprachen verboten. Mina Witkojc verlor ihren Job bei der Zeitung und erhielt ein Schreibverbot. Letztlich musste sie in ihre Heimatstadt zurückkehren, wo sie als Tagelöhnerin arbeitete.
Trotz eines Aufenthaltsverbots für die Lausitz setzte sie ihr Engagement fort: Obwohl es verboten war, schrieb und sprach sie weiterhin auf Niedersorbisch.
Nach dem Krieg half sie beim Wiederaufbau der Interessenvertretung der Sorben in Bautzen. Gleichzeitig wurde sie in der DDR weiterhin für ihre Abstammung und ihren Einsatz verfolgt. Sie empfand ihre Heimat als unsicheren Ort, weshalb sie schliesslich zu Verwandten nach Prag zog.
Niedersorbisch vom Aussterben bedroht
Erst im Jahr 1954 kehrte sie nach Burg zurück. Dort veröffentlichte sie weitere Gedichte sowie 1955 den Gedichtband „K swětłu a słyńcu“ („Zum Licht, zur Sonne“). Im Jahr 1975 verstarb sie in einem Altersheim.
Bis heute hallt ihr Aktivismus für das Niedersorbische nach. Die Sprache gilt als vom Aussterben bedroht, denn nur rund 7000 Menschen verwenden diese noch aktiv.