Exil-Russen haben wenig Hoffnung für Russland unter Putin
Im Exil lebende russische Intellektuelle sehen eine düstere Zukunft für das Land unter Putin. Autor Dmitry Glukhovsky meint: «Putin regiert mit Angst.»
Russische Intellektuelle haben wenig Hoffnung auf eine positive Veränderung in Russland unter Putin. «Es gibt keine andere Chance, als dass Russland den Krieg gegen die Ukraine verliert. Wenn das nicht geschieht, sehe ich schwarz«, sagte die russische Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse.
Scherbakowa ist Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, die 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Russland sei eine Diktatur, aber keine Planwirtschaft. Die Marktwirtschaft gebe dem Regime zusätzliche «Standfestigkeit». Viele Menschen in Putins Umfeld hätten sagenhaften Reichtum anhäufen können, «und den werden sie verteidigen».
«Keine Hoffnung auf die politische Opposition»
Der Exil-Russe und Beststellerautor Dmitry Glukhovsky glaubt, dass Putin mit dem Krieg auch junge Menschen mundtot machen wollte. «Die neue Generation stellte eine Bedrohung für das Putin-Regime dar». Putin habe sie «zurück in die Sklaverei» bringen müssen. «Putin regiert mit Angst.»
Der in der Schweiz lebende Autor Michail Schischkin hat ebenfalls nicht viel Hoffnung auf eine Wende zum Besseren im gegenwärtigen Russland. «Ich habe keine Hoffnung auf die politische Opposition im Land. Ich hoffe auf die kulturelle Opposition im Westen.» Derzeit könne die russische Kultur nur in der Emigration existieren.
Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, «dass die russische Sprache nicht das Eigentum von Putin ist». Boykott-Aufrufe seien der falsche Weg. «Es gibt das andere Russland – und dem müssen wir seine Stimmen geben.»