München trennt sich von Dirigent Gergijew

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Deutschland,

Seine Freundschaft mit Putin wird ihm nun zum Verhängnis: Renommierte Konzerthäuser und Orchester wollen nichts mehr mit dem russischen Stardirigenten Waleri Gergijew zu tun haben.

München beendet die Zusammenarbeit mit dem russischen Dirigenten Waleri Gergijew. Foto: picture alliance / Andreas Gebert/dpa
München beendet die Zusammenarbeit mit dem russischen Dirigenten Waleri Gergijew. Foto: picture alliance / Andreas Gebert/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der russische Angriff auf die Ukraine hat für Russlands Starkünstler gravierende Auswirkungen.

In München beendete die Stadt mit sofortiger Wirkung die Zusammenarbeit mit dem Stardirigenten und Putin-Freund Waleri Gergijew als Chef der Münchner Philharmoniker.

Weltweit wird Gergijew von renommierten Häusern und Orchestern ausgeladen. Unterdessen sagte die weltberühmte russische Operndiva Anna Netrebko alle Konzerte bis auf Weiteres ab.

Gergijew habe sich trotz der Aufforderung, «sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt», nicht geäussert, hiess es in einer Mitteilung der Stadt München. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sagte: «Ich hätte mir erwartet, dass er seine sehr positive Einschätzung des russischen Machthabers überdenkt und revidiert. Das hat er nicht getan.» Reiter hatte Gergijew am Freitag ein Ultimatum gestellt.

Kein klares Signal

«Es wird damit ab sofort keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben», teilte Reiter mit. Für eine weitere Zusammenarbeit wäre ein klares Signal unabdingbar gewesen. «Nachdem dies nicht erfolgt ist, bleibt nur eine sofortige Trennung.» Gergijews Vertrag liefe eigentlich noch bis Juli 2025.

Seit 2015 war Gergijew Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, eines Orchesters der Stadt München. Die Freundschaft mit dem russischen Machthaber Putin brachte ihm schon seit Jahren immer wieder Kritik ein. Im Jahr 2014 unterschrieb er einen Künstler-Appell zur Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland und bekannte sich damit offiziell zur Politik Putins.

Anna Netrebko sagt Konzerte ab

Opernstar Anna Netrebko (50) sagte unterdessen ihre nächsten Auftritte ab. «Nach reiflicher Überlegung habe ich die äusserst schwierige Entscheidung getroffen, mich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückzuziehen», liess die Starsopranistin über den Veranstalter River Concerts mitteilen.

«Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren. Ich hoffe, dass mein Publikum diese Entscheidung verstehen wird», heisst es in dem Statement weiter. Das für den 2. März in der Hamburger Elbphilharmonie geplante Konzert mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov wird auf den 7. September verschoben.

Am Wochenende hatte sich Netrebko zur russischen Invasion in die Ukraine geäussert. Sie sei gegen diesen Krieg, schrieb die Sängerin in einer Erklärung auf Instagram. «Ich bin eine Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz. Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können. Das erhoffe ich mir und dafür bete ich.» Netrebko unterstrich zugleich, sie sei «keine politische Person». Im vergangenen Jahr hatte die Sopranistin, die auch in Wien lebt, mit einer grossen Gala im Kremlpalast in Moskau ihren 50. Geburtstag gefeiert.

Aufkündigung der Zusammenarbeit

Während Netrebko ihre Auftritte aus eigener Entscheidung absagte, wird der 68-jährige Gergijew nun weltweit von renommierten Häusern ausgeladen. Am Wochenende hatte sich bereits seine Münchner Künstleragentur von ihm getrennt. Auch andere Institutionen wollen nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten: Die Hamburger Elbphilharmonie sagte Konzerte mit Gergijew «infolge des anhaltenden Schweigens zur russischen Invasion in der Ukraine» ab, wie das Konzerthaus mitteilte. Zu Ostern waren dort zwei Konzerte mit Gergijew und dem Orchester des St. Petersburger Mariinski-Theaters geplant.

Das Festspielhaus Baden-Baden beendete ebenfalls bis auf Weiteres die Zusammenarbeit. Die mangelnde Distanz Gergijews «zum aktuellen menschenverachtenden Vorgehen des russischen Präsidenten hat für uns den Ausschlag gegeben», sagte Intendant Benedikt Stampa. «Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte.»

Die Pariser Philharmonie strich am Dienstag geplante Konzerte mit Gergijew im April. Das Rotterdamer Philharmonische Orchester brach die langjährige Zusammenarbeit mit dem russischen Dirigenten ab. Gergijew war von 1995 bis 2008 Chefdirigent in Rotterdam. Auch das jährliche vom Dirigenten gegründete Gergijew-Festival in der Hafenstadt im September wird abgesagt. Die Kluft sei unüberbrückbar, sagte eine Sprecherin des Orchesters. In Edinburgh trat Gergijew nach erheblichem Druck am Montagabend als Ehrenpräsident des renommierten Edinburgh International Festivals zurück.

Auch die New Yorker Metropolitan Opera kündigte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine an, vorerst nicht mehr mit Künstlern oder Institutionen zusammenarbeiten zu wollen, die Putin unterstützen.

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