Vapiano-Chef wirft das Handtuch

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Deutschland,

Wer Pizza oder Pasta essen will, wird bei Vapiano fündig. Doch die Konkurrenz ist hart, längst laufen die Geschäfte der Kölner Kette nicht mehr rund. Vorstandsboss Everke sollte es richten - doch der schmiss jetzt hin.

Im vergangenen Jahr hatte Vapiano einen Verlust von 101 Millionen Euro eingefahren bei 372 Millionen Euro Umsatz. Grund hierfür war eine missratene Expansion. Foto: Oliver Berg
Im vergangenen Jahr hatte Vapiano einen Verlust von 101 Millionen Euro eingefahren bei 372 Millionen Euro Umsatz. Grund hierfür war eine missratene Expansion. Foto: Oliver Berg - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach einem geplatzten US-Geschäft und dem unerwarteten Abgang ihres Chefs gerät die angeschlagene Restaurantkette Vapiano weiter unter Druck.

Der erst Ende 2018 auf den Chefsessel gerückte Vorstandsvorsitzende Cornelius Everke ist nach nicht einmal neun Monaten zurückgetreten - aus persönlichen Gründen, wie es hiess.

Das Kölner Unternehmen betonte zwar umgehend, man werde den eingeschlagenen Sanierungskurs fortsetzen. Die Stimmung unter den Vapiano-Aktionären auf der Hauptversammlung an diesem Mittwoch dürfte aber mies sein: Der Aktienkurs der Restaurantkette ist seit dem Börsengang im Sinkflug, gab es einen Tiefstwert von unter 5 Euro - nach 23 Euro Ausgabepreis vor zwei Jahren.

Schon vor der Hauptversammlung zeigten sich Aktionärsvertreter tief besorgt. «Es sieht nicht gut aus für Vapiano - die Situation ist sehr kritisch», sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dass ein Vorstandschef kurz nach dem gescheiterten US-Geschäft und so kurz vor der Hauptversammlung zurücktritt, werfe Fragen auf, sagte er. Everke war erst im Dezember als Vorstandsvorsitzender gestartet. Eine seiner ersten Amtshandlungen war ein Kaufvertrag mit einem kalifornischen Dienstleister, der Vapianos US-Geschäft - derzeit sechs Restaurants - für insgesamt 20 Millionen US-Dollar übernehmen sollte. Dieser Kaufvertrag steht nicht nur für den Anfang, sondern auch für das Ende von Everke an der Unternehmensspitze: Am Freitag teilte Vapiano mit, dass der Käufer noch immer nicht bezahlt habe und dass man sich nach einem anderen Vertragspartner umsehe. Das heisst auch, dass ein dicker Batzen Geld in den klammen Kassen des Restaurantbetreibers fehlt, der weltweit circa 230 Filialen hat.

Everke hatte in seiner Amtszeit die Sanierung eingeleitet. Er setzte auf eine schlankere Menükarte und verbesserte Arbeitsabläufe - lange Warteschlangen hatten mancherorts Kunden verärgert. Der Fokus sollte sich wieder vor allem auf die Profitabilität richten und weniger auf eine möglichst umfassende globale Marktpräsenz.

Für 2021 peilte Everke die Rückkehr in die Gewinnzone an. Im vergangenen Jahr hatte Vapiano einen Verlust von 101 Millionen Euro eingefahren bei 372 Millionen Euro Umsatz. Grund hierfür war eine missratene Expansion - zu viele neue Läden in aller Welt entpuppten sich als Verlustbringer, etwa in Schweden.

Im Frühjahr rang Vapiano lange um eine dringend benötigte Finanzspritze. Erst spät konnte man sich mit den Geldgebern einigen - mehrfach musste deswegen die Bilanzvorlage verschoben werden. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, wurde die Einigung aber teuer erkauft - aus dem Finanzpaket entfallen 18 Millionen Euro auf Darlehen von drei Grossaktionären, für die Zinsen zwischen 10 und 13 Prozent anfallen. In Zeiten der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind das sehr hohe Werte.

Bei solchen Zinssätzen könnte man vermuten, dass selbst die Eigentümer nicht voll überzeugt seien vom dauerhaften Erfolg der Firma, sonst wären die Zinssätze niedriger, sagte Aktionärsvertreter Hechtfischer. Mit einer Kapitalerhöhung 2018 und dem Frühjahrskredit habe sich Vapiano Zeit erkauft für die Sanierung. «Hoffen wir mal, dass die Zeit und das Geld dafür ausreichen», so Hechtfischer.

Das Vapiano-Management übt sich in Optimismus. So wird in der Rücktrittsmeldung vom Sonntag betont, Everke sehe das Unternehmen «in der derzeitigen Phase des strategischen Übergangs gut aufgestellt». Er sei zugleich aber zu der Erkenntnis gelangt, dass er seine Erfahrung und Kompetenz aus persönlichen Gründen «auf absehbare Zeit nicht im geplanten Umfang zum Wohle der Gesellschaft einbringen kann». Vorerst soll die bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Vanessa Hall, eine erfahrene Gastronomie-Managerin, das Unternehmen führen, und zwar mindestens bis April 2020. Die dauerhafte Nachfolge soll in einem «strukturierten Prozess» gefunden werden.

Der Aufsichtsrat möchte am Dienstag in seiner turnusmässigen Sitzung den Vertrag des Finanzchefs Lutz Scharpe für weitere drei Jahre bis Juni 2023 verlängern. Am Mittwoch wiederum steht die Hauptversammlung in Köln auf dem Programm - vor allem Kleinaktionäre dürften ihrem Ärger Luft machen. Aber auch bei den Grossaktionären, den Tchibo-Erben Günter und Daniela Herz sowie der Wella-Erbin Gisa Sander, dürfte die Stimmung nicht allzu gut sein.

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