Nantes (F): Doch nicht aus Notwehr erschossen
Das Wichtigste in Kürze
- Auch in der Nacht auf Samstag wird in Nantes protestiert und randaliert.
- Die Einsatzkräfte kämpfen gegen brennende Autos und wütende Demonstranten.
- Der Polizist gibt nun zu, dass er den Jungen doch nicht aus Notwehr erschossen hat.
Die nach dem tödlichen Polizeischuss auf einen jungen Autofahrer im westfranzösischen Nantes ausgebrochenen Unruhen halten weiter an. Auch in der Nacht zum Samstag brannten laut der Nachrichtenagentur AFP wieder Autos in verschiedenen Stadtvierteln. Die Polizei sei von aufgebrachten Randalierern mit Brandsätzen beworfen worden und habe im Gegenzug Tränengas eingesetzt.
Schon in den drei vorherigen Nächten war es zu gewaltsamen Ausschreitungen und Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften gekommen. Auch das Auto der Bürgermeisterin Johanna Rolland wurde laut AFP angezündet, zudem setzten die Täter mehrere Gebäude in Brand.
Versehentlich erschossen
Der für den tödlichen Schuss auf einen 22-Jährigen verantwortliche Polizist erklärte am Freitag über seinen Anwalt, er habe den Mann versehentlich erschossen. Seine zuvor präsentierte Version, aus Notwehr geschossen zu haben, sei eine Lüge gewesen. Der Schuss traf den Autofahrer am Dienstagabend bei einer Kontrolle am Hals. Sein Tod löste Empörung aus, die rasch in Gewalt umschlug.
Die Justiz leitete gegen den Polizisten ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge ein, wie der Sender BFMTV unter Berufung auf dessen Anwalt berichtete.
Der 22-Jährige war per Haftbefehl gesucht worden und hatte gegenüber den Polizisten laut Staatsanwaltschaft eine falsche Identität angegeben. Dann soll er sein Fahrzeug plötzlich zurückgesetzt und dabei unbeteiligte Passanten in Gefahr gebracht haben, um sich der Kontrolle zu entziehen. Nach Schilderung des Beamten fiel der Schuss, als er das Fluchtmanöver stoppen wollte und dafür ins Auto griff.