Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland im Ukraine-Krieg vor dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt. «Unsere Botschaft ist eindeutig: Nach einem Einsatz von Nuklearwaffen würde es auf allen Seiten nur Verlierer geben», sagte Stoltenberg der «Welt am Sonntag». «Einen Atomkrieg kann man nicht gewinnen, und er sollte nie geführt werden, das gilt auch für Russland.» Er verurteilte die nukleare Rhetorik Moskaus als «unverantwortlich und rücksichtslos». Die Allianz hat laut Stoltenberg aber keine Hinweise darauf, dass speziell die russischen Nuklearwaffen seit Beginn des Krieges am 24. Februar in eine höhere Bereitschaftsstufe versetzt worden seien.
Ukraine Krieg
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Russlands Aussenministerium hatte am Freitag Spekulationen über einen möglichen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine zurückgewiesen.
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Russland hatte Ende Februar allgemein seine Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzt, was weltweit als Drohung auch mit dem atomaren Arsenal verstanden worden war.

Stoltenberg lobte in der Zeitung die Rolle der Bundesregierung. «Deutschland spielt bei der Unterstützung der Ukraine und der Nato-Länder an der Ostflanke seit vielen Monate eine wichtige und sehr konstruktive Rolle.» Berlin habe der Ukraine wirtschaftliche und militärische Unterstützung zugesagt, die Ampel-Koalition trage die Sanktionen gegen Russland «in vollem Umfang» mit und habe neben Flugzeugen, Schiffen und Flugabwehrsystemen auch zusätzliche Truppen an die Nato-Ostflanke entsandt.

Der Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung Stoltenbergs nicht schnell enden. Vielmehr müsse sich das Land auf einen «langen Krieg» einstellen, der noch Monate oder gar Jahre dauern könnte. Stoltenberg erwartet für die kommenden Wochen eine weitere Verschärfung des Krieges. «Wir müssen uns auf russische Offensiven und noch mehr Brutalität, eine noch grössere Not und noch mehr Zerstörung von kritischer Infrastruktur und Wohngebieten einstellen.» Allerdings litten die russischen Soldaten «unter schlechter Führung, niedriger Moral und viele wissen nicht, wofür sie kämpfen».

Für den Fall eines Nato-Beitritts Finnlands und Schwedens stellte Stoltenberg den beiden Staaten für die Übergangsphase bis zum endgültigen Beitritt Unterstützung in Aussicht: «Es könnte zum Beispiel eine Erklärung der Nato geben oder mehr Nato-Präsenz und Übungen in den beiden Staaten.» Russlands Angriffskrieg in der Ukraine hat dafür gesorgt, dass in Schweden ebenso wie im benachbarten Finnland intensiv über einen möglichen Beitritt zur Nato diskutiert wird. Die beiden nördlichsten Länder der EU sind schon heute enge Nato-Partner, aber bislang keine Mitglieder.

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