Neues Gutachten zum Münchner Amokläufer
Der Münchner Amokläufer hatte laut Gutachten des Landeskriminalamts (LKA) in Bayern kein rechtsextremes Motiv.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein neues Gutachten stuft den Amokläufer von München als nicht rechtsextrem ein.
- Das Gutachten wird scharf kritisiert.
Gutachten wichtig für die Hinterbliebenen
Kritik am neuen Gutachten
Im Juli 2016 hatte David S. neun Menschen am Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) erschossen. Die neue Expertise sagt, «dass die Tat nicht als rechtsextrem zu bewerten ist, sondern sich als Amoklauf darstellt», sagte ein LKA-Sprecher am Freitag. Zuvor hatten «Süddeutsche Zeitung» und WDR darüber berichtet.
Das Gutachten widerspricht damit drei anderen Gutachten, die Rechtsextremismusforscher 2017 im Auftrag der Stadt München erstellt hatten. Erst im März hatte das Bundesamt für Justiz in Bonn die Tat als extremistisch eingestuft.
Bereits im April sei das Gutachten hinter verschlossenen Türen vorgestellt worden, sagte der LKA-Sprecher. Es fliesse jetzt in die endgültige Bewertung des Motivs durch Staatsanwaltschaft, Innenministerium und LKA ein.
Wie die Tat am OEZ einzustufen ist, spielt unter anderem bei finanziellen Ansprüchen von Verletzten und Hinterbliebenen eine Rolle. Zudem ist es für viele Opferfamilien wichtig, dass die Tat als ausländerfeindlich anerkannt wird. Der Grossteil der Toten hatte einen Migrationshintergrund.
Einer der früheren Gutachter, der Politikwissenschaftler Florian Hartleb, kritisierte das neue Gutachten: «Aus meiner Perspektive ist das herrschende Narrativ eines unpolitischen Amoklaufs sehr falsch.» Die Tat sei eindeutig ein rechtsextremistisches Attentat gewesen. Die Darstellung des LKA sei politisch motiviert, «um die politische Debatte nicht zu führen, weil sich Bayern als Vorzeigeland gegen Extremismus und Terrorismus geriert», sagte Hartleb.