Nur in Massen: Warum das auch bei Zuckerersatz wie Xylit gilt
Herrlich süss, aber mit weniger oder kaum Kalorien: Damit punkten Zuckeralkohole Xylit oder Erythrit. Die kann man grosszügig in die Ernährung einbauen, oder?
Es hat deutlicher weniger Kalorien als Haushaltszucker und soll sogar vor Karies schützen. Dafür schätzen viele das Süssungsmittel Xylit, auch Birkenzucker genannt. Der Zuckeralkohol lässt sich zum Kuchenbacken oder im Kaffee verwenden, steckt in Bonbons, Kaugummis und Getränken.
Ähnliches gilt für Erythrit, ebenfalls ein Zuckeralkohol, der sogar nahezu kalorienfrei ist. Doch auch bei der vermeintlich gesunden Süsse gilt: nur in Massen. So empfiehlt es auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Drei Gründe dafür:
Grund 1: Es kann zu Blähungen und Durchfall kommen
Wer Zuckeralkohole in grösseren Mengen zu sich nimmt, bekommt möglicherweise die Quittung in Form von Blähungen und Durchfall. «Daher müssen Produkte mit Zuckeralkoholen den Warnhinweis «Kann bei übermässigem Verzehr abführend wirken» erhalten, sofern ihr Anteil über zehn Prozent des Gesamtproduktes beträgt.»
Dies erklärt Silke Restemeyer von der DGE. Ab welcher Menge Xylit und Co. Beschwerden verursachen, lässt sich nicht allgemein sagen. Jeder Körper reagiert anders.
Grund 2: Es fehlen noch wissenschaftliche Erkenntnisse
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam in einer Stellungnahme 2023 zu dem Fazit, dass die Studienlage zu Süssungsmitteln insgesamt noch unzureichend ist, was gesundheitliche Beeinträchtigungen betrifft. Eine aktuelle Studie der Cleveland Clinic in den USA liefert allerdings Hinweise darauf, dass der Konsum von Xylit mit einem erhöhten Risiko für Herzprobleme verbunden ist. Erstautor ist mit Marco Witkowski ein Kardiologe vom Deutschen Herzzentrum der Charité in Berlin.
Er und sein Forschungsteam analysierten dafür Blutproben von mehr als 3300 Herz-Kreislauf-Patientinnen und -Patienten und beobachteten sie über einen Zeitraum von drei Jahren. Ihre Erkenntnis: Bei Männern und Frauen mit hohen Xylit-Konzentrationen im Blut kam es signifikant häufiger zu Schlaganfällen und Herzinfarkten.
Ähnliche Herz-Kreislauf-Risiken konnte Kardiologe Witkowski bereits 2023 in einer Studie zu Erythrit aufzeigen, die nun von der Deutschen Herzstiftung mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Doch weitere Forschung zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Xylit und Co. ist notwendig. Das schreibt auch das Forschungsteam selbst.
Grund 3: Die Gewöhnung an Süsses bleibt
Was Süssungsmittel und Zucker gemeinsam haben. Sie führen dazu, dass wir uns an Süsse in unserer Ernährung gewöhnen. Das ist ein Grund, sie nur in Massen zu konsumieren, so Silke Restemeyer. Besonders wenn es um Kinder geht.
So können gerade Light-Getränke die Gewöhnung an den süssen Geschmack fördern. Auch wenn sie mit weniger Kalorien daherkommen als Produkte mit Zucker. «Sie enthalten weitere Lebensmittelzusatzstoffe wie Süss-, häufig auch Farb- und Aromastoffe und sind daher weniger empfehlenswert», so Restemeyer.
Will man gesünder leben, ist also ein wichtiger Schritt, sich generell an weniger Süsse in der Ernährung zu gewöhnen. Die gute Nachricht: Mit der Zeit verlangt der Körper immer weniger danach.