Ermittler prüfen Anzeigen im Fall Ofarim

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Deutschland,

Wegen eines Davidsterns abgewiesen? Nach einem Vorfall in einem Leipziger Hotel liegen mehrere Anzeigen vor. Der betroffene Künstler Gil Ofarim vermisst eine Entschuldigung.

Der Sänger Gil Ofarim. Foto: Tobias Hase/dpa
Der Sänger Gil Ofarim. Foto: Tobias Hase/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach den Antisemitismus-Vorwürfen gegen ein Leipziger Hotel bemühen sich Polizei und Staatsanwaltschaft um Aufklärung.

Inzwischen liegen den Ermittlern mehrere Anzeigen vor.

Der betroffene Musiker Gil Ofarim äusserte sich am Mittwoch enttäuscht, dass er bisher keine Entschuldigung des Hotels erhalten habe. Er hatte in einem Video geschildert, dass ihn ein Hotelmitarbeiter am Montagabend aufgefordert hatte, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter erstattete laut Polizei seinerseits Anzeige wegen Verleumdung. Er schildere den Vorfall deutlich anders als der Künstler.

Ofarim sagte am Morgen in einem Gespräch bei Bild TV, er habe von dem Hotel «The Westin Leipzig» bislang keine Entschuldigung erhalten. «Mein Management hat nur eine Email bekommen, dass man sich mal austauschen wollen würde, mal reden. Aber ich habe weder eine Stellungnahme bekommen zu diesem Fall, ich habe keine Entschuldigung bekommen, gar nichts!» Er beklagte zudem, dass er von anderen Gästen des Hotels keine Unterstützung bekommen habe. Allerdings habe sein Video auf Instagram viele positive Reaktionen ausgelöst.

«Nicht mehr die Klappe halten»

«Es ist nicht der erste Vorfall in meinem Leben, an dem ich konfrontiert worden bin mit Fremdenhass, mit Antisemitismus. Aber ich glaube: Es war einmal zu viel», sagte Ofarim. Er ist der Sohn des israelischen Musikers Abi Ofarim (1937-2018) und in Deutschland aufgewachsen. «Ich bin froh, dass ich das gemacht habe. Ich finde, man soll einfach nicht mehr die Klappe halten und das über sich ergehen lassen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass ich nicht alleine gewesen wäre in dem Moment, und hätte mir gewünscht, dass andere Gäste das vielleicht mitgehört hätten.»

Der Sprecher der Leipziger Polizei, Olaf Hoppe, sagte, dass Ofarim bislang keine Anzeige erstattet habe. Allerdings sei eine Online-Anzeige eines unbeteiligten Dritten wegen Volksverhetzung eingegangen. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass die Vorwürfe gegen den Hotelmitarbeiter «umfassend auf ihre strafrechtliche Relevanz» geprüft wurden. «Nun gilt es abzuwarten, was die Ermittlungen ergeben und was tatsächlich an dem Tag geschehen ist», sagte Hoppe.

Anzeige wegen Verleumdung

Der beschuldigte Angestellte habe indes Anzeigen wegen Verleumdung und Bedrohung gestellt. Er habe den Vorfall «deutlich abweichend von den Auslassungen des Künstlers dargestellt», sagte Hoppe. Zudem hätten sich Menschen in den sozialen Netzwerken völlig entfesselt gegenüber dem Hotelpersonal geäussert. Der Mitarbeiter habe über Instagram Drohnachrichten erhalten, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Über ihn lägen bisher keine Erkenntnisse im Zusammenhang mit rechtsgerichteten und antisemitischen Straftaten vor.

Das Hotel «The Westin Leipzig» hat zwei Mitarbeiter beurlaubt. Dies gelte zunächst für die Dauer der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin der Marriott-Gruppe.

Kritik vom Zentralrat der Juden

Unterdessen kritisierte der Zentralrat der Juden eine Reaktion des Hotels auf den Vorfall. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten am Dienstagabend bei einer Solidaritätskundgebung vor dem Gebäude ein Banner hochgehalten, auf dem neben dem Hotelnamen auch die Flagge Israels und der islamische Halbmond zu sehen waren. «Nach der antisemitischen Anfeindung gegen einen Juden in Deutschland fällt dem Hotel nichts anderes ein, als die israelische Flagge und Symbole des Islam auf ein Banner zu drucken», sagte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster. Bei dem Hotel gebe es offenbar wenig Bewusstsein dafür, dass Juden ein Teil der deutschen Gesellschaft seien.

«Packen Sie Ihren Stern ein»

Ofarim hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Instagram-Video berichtet, beim Einchecken von Mitarbeitern nicht berücksichtigt worden zu sein. Er erzählte, wie er sich in eine Schlange eingereiht habe. Immer wieder seien Personen vorgezogen worden. Als er nach 15 Minuten an der Reihe gewesen sei, habe er gefragt, was das solle. Der Mitarbeiter habe geantwortet: «Um die Schlange zu entzerren», dabei habe Ofarim ja selbst darin gestanden. Daraufhin habe «irgendeiner aus der Ecke» gerufen, dass er seinen Davidstern, den er an einer Kette trug, einpacken solle. Auch der Hotelmitarbeiter habe gesagt: «Packen Sie Ihren Stern ein.»

Der Davidstern ist eines der bekanntesten Symbole die mit dem Judentum verbunden werden. Obwohl das Hexagramm als jüdisches Zeichen bereits im 7. Jahrhundert vor Christus vorkommt, schmückt der Davidstern erst seit dem Mittelalter Synagogen und seit 1948 die Flagge des Staates Israel. Während des Nationalsozialismus wurde der Davidstern den Juden als Stigma («Judenstern») aufgezwungen.

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, zeigte sich bestürzt. «Dass ein Mensch in der Öffentlichkeit einer gut besuchten Hotellobby antisemitisch diskriminiert und angefeindet wird, entsetzt mich», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Er forderte mehr Aufklärung über Judenhass in Deutschland.

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