Opernregisseur Harry Kupfer mit 84 Jahren gestorben
Der vielfach ausgezeichnete Opernregisseur Harry Kupfer ist tot.
Das Wichtigste in Kürze
- Berliner prägte Komische Oper als langjähriger Chefregisseur.
Der gebürtige Berliner starb nach längerer Krankheit am Montag im Alter von 84 Jahren in seiner Heimatstadt, wie seine Agentur Arsis am Dienstag in Wien mitteilte. Kupfer prägte lange Jahre als Chefregisseur die Komische Oper Berlin und wurde für seine Wagner-Inszenierungen nicht nur in Bayreuth gefeiert. Der Intendant der Komischen Oper, Barrie Kosky, würdigte Kupfer als «einen der aussergewöhnlichsten Musiktheater-Regisseure der vergangenen 60 Jahre».
Der am 12. August 1935 geborene Kupfer studierte in den 50er Jahren Theaterwissenschaft in Leipzig und begann seine Karriere in Stralsund, Karl-Marx-Stadt, Weimar und Dresden. Schon zu DDR-Zeiten wurde er an Opernhäuser unter anderem in Kopenhagen, Amsterdam, San Francisco, Moskau und Zürich eingeladen. 1978 erlangte er Weltruhm mit seiner Inszenierung des «Fliegenden Holländer» von Richard Wagner bei den Bayreuther Festspielen.
Zehn Jahre später zeichnete er ebenfalls in Bayreuth gemeinsam mit Daniel Barenboim verantwortlich für den «Ring des Nibelungen». Mit Barenboim gestaltete Kupfer ab 1992 auch den Zyklus sämtlicher Wagner-Werke an der Berliner Staatsoper. Dort inszenierte er zuletzt 2018 Giuseppe Verdis «Macbeth».
Von 1981 bis 2002 war Kupfer Chefregisseur an der Komischen Oper Berlin. Noch im Frühjahr 2019 kehrte er mit der Inszenierung der Barockoper «Poros» von Georg Friedrich Händel an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Deren heutiger Chefregisseur und Intendant Kosky würdigte Kupfers «ausserordentliche künstlerische Instinkte, sein virtuoses Regiehandwerk, seine leidenschaftliche Art zu kommunizieren, seine grosse Liebe zu Detail und Rhythmus und nicht zuletzt» seinen «einzigartigen, wunderbaren Humor». Die Komische Oper Berlin sei die künstlerische Heimat Kupfers gewesen, und «er wird im Geiste und in unseren Erinnerungen immer bei uns sein», fügte Kosky hinzu.
Auch im hohen Alter arbeitete der Ausnahmeregisseur noch weiter: In den letzten Jahren brachte er unter anderem «Die lustige Witwe» auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper sowie Prokofjews «Der Spieler» an die Oper Frankfurt. Mehrfach wirkte er für die Salzburger Festspiele. Kupfer brachte laut seiner Agentur mehr als 200 Opern zur Aufführung. Er arbeitete mit zahlreichen bedeutenden Dirigenten zusammen, neben Barenboim etwa Claudio Abbado, Herbert Blomstedt, Simone Young und Zubin Mehta.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) äusserte sich «tief betroffen» vom Tod Kupfers. Dieser habe «zu den Grossen seines Fachs» gehört. «Die Komische Oper, so wie sie heute ist, wäre ohne Harry Kupfer nicht vorstellbar», fügte Müller hinzu.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Kupfer als «wahre Regielegende der deutschen Operngeschichte». Seine Inszenierungen seien «prägend für das realistische, das menschliche Musiktheater» gewesen. Damit habe Kupfer sowohl in der ostdeutschen als auch später in der westdeutschen Opernlandschaft Massstäbe gesetzt, die bis heute gälten. Kupfer werde «uns als leiser Grenzgänger in Erinnerung bleiben, der mit seinen sinnlichen Aufführungen wie kaum ein zweiter die verbindende Kraft der Musik ins Rampenlicht zu holen vermochte».