Pass weg: Ghosn schlägt Justiz-Anhörung im Libanon vor
Der Architekt hinter dem Renault-Nissan-Mitsubishi Autobündnis konnte wegen eines technischen Problems für seine Befragung nicht nach Frankreich reisen.
Das Wichtigste in Kürze
- Carlos Ghosn war 2018 wegen Verstosses gegen Börsenauflagen festgenommen worden.
- Der 66-Jährige musste seinen Pass an den Generalstaatsanwalt in Libanon abgeben.
- Deshalb schlug er der französischen Justiz vor, ihn in Beirut zu befragen.
Der frühere Autoboss Carlos Ghosn hat der französischen Justiz vorgeschlagen, ihn an seinem Aufenthaltsort Beirut im Libanon zu befragen. «Es gibt ein technisches Hindernis», sagte Ghosn der französischen Regionalzeitung «Le Parisien» (vom Montag). «Mein Reisepass ist in den Händen des Generalstaatsanwalts im Libanon, da Japan einen internationalen Haftbefehl gegen mich ausgestellt hat.» Das Gespräch wurde nach Angaben des Blatts in Beirut geführt.
Der Architekt des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstosses gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen.
Flucht in Privatjet
Ghosn floh dann Ende Dezember unter dubiosen Umständen in einem Privatjet unter anderem über die Türkei nach Beirut. Er hatte sich in einer Kiste versteckt, die am Flughafen als Gepäck für Musikinstrumente deklariert war und nicht durchleuchtet wurde. Ghosn hatte die Vorwürfe gegen ihn in Japan mehrfach zurückgewiesen.
Der 66 Jahre alte Ghosn sagte, er sei bereit, alle Fragen des französischen Ermittlungsrichters zu beantworten. Laut Zeitung gab es eine Einberufung des Ermittlungsrichters am 13. Juli in Nanterre bei Paris, der Ghosn nicht gefolgt sei.
Die französische Justiz hatte schon vor längerem bestätigt, eine mutmassliche Veruntreuung von Geldern bei Renault durch Ghosn zu untersuchen. Dabei geht es um Vorwürfe des Missbrauchs von Unternehmenseigentum, Vertrauensbruch und Verschleierung bei dem französischen Autobauer.
Die Autoallianz von Renault und Nissan geriet nach dem Ghosn-Skandal in eine Krise. Renault will weltweit 15'000 Jobs abbauen und viel sparen. Die derzeitigen Geschäftsergebnisse von Renault und Nissan bezeichnete Ghosn als «jämmerlich». Laut Zeitung verspricht der gebürtige Brasilianer für den Herbst die Veröffentlichung eines Enthüllungsbuches.