Polizei ermittelt: Wurden Exil-Russinnen in Berlin vergiftet?
In Berlin wird zu Vergiftungserscheinungen von zwei russischen Journalistinnen ermittelt. Sie nahmen zuvor an einer Konferenz der russischen Opposition teil.

Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Exil-Russinnen klagten nach einer Konferenz in Berlin über Gesundheitsprobleme.
- Eine von ihnen äusserte den Verdacht einer Vergiftung durch einen Nervenkampfstoff.
- Die Berliner Polizei untersucht den Vorfall.
Wurden zwei Ex-Russinnen in Deutschland vergiftet?
Laut einem Bericht der «Welt am Sonntag» ermittelt das Berliner Landeskriminalamt (LKA) zu Vergiftungserscheinungen von zwei russischen Journalistinnen. Diese hatten demnach Ende April an einer Konferenz des russischen Kreml-Kritikers Michail Chordorkowski (59) teilgenommen.
Das Blatt zitiert die Pressestelle des LKA mit folgenden Worten: «Aufgrund der hier vorliegenden Erkenntnisse wurde ein Vorgang angelegt.» Weitere Angaben wurden mit Verweis auf das derzeit laufende Verfahren nicht gemacht.
Zuvor hatte das russische Online-Portal «Agentstvo» über die gesundheitlichen Probleme zweier Teilnehmerinnen der Konferenz in Berlin Darin heisst es auch, dass die Symptome einer Betroffenen bereits vor der Konferenz am 29. und 30. April aufgetreten sein können. In Berlin habe sie sich dann in die Berliner Charité begeben.
Bei der zweiten Journalistin handelt es sich laut dem Bericht um Natalia Arno. Sie ist Leiterin der gemeinnützigen Organisation «Free Russia Foundation». In den Sozialen Medien hatte Arno über «seltsame Symptome» und «akuten Schmerz» geklagt.
Sie äusserte den Verdacht, dass sie möglicherweise durch einen Nervenkampfstoff vergiftet wurde. Ein westlicher Geheimdienst habe sie auf die Symptome hin untersucht. Gegenüber der «Welt am Sonntag» verwies die Ex-Russin auf Ermittlungen des FBI in ihrer Wahlheimat (USA). Dorthin war sie nach ihrem Europa-Aufenthalt zurückgekehrt.
Mehrere Giftanschläge auf russische Regimegegner
In den vergangen Jahren kam es zu mehreren Giftanschlägen auf russische Kreml-Gegner im In- und Ausland. So musste etwa im August 2020 der berühmte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in der Berliner Charité behandelt werden, nachdem er in Russland mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet worden war.

Recherchen von Journalisten offenbarten, dass hinter dieser und anderen Vergiftungen russische Geheimdienste standen.