Weil die jährliche Demonstration aus Anlass des Jahrestages der Nelkenrevolution wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, haben die Portugiesen von ihren Fenstern aus an das Ende der Diktatur vor 46 Jahren erinnert.
Briefkasten Rote Nelken Portugal
Rote Nelken in Briefkästen in Lissabon. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Jährliche Demonstration fällt wegen Corona-Pandemie aus.
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Punkt 15.00 Uhr traten die Menschen am Samstag im ganzen Land ans Fenster und sangen gemeinsam die Revolutionshymne «Grândola Vila Morena» sowie die Nationalhymne. Viele Menschen hielten dabei Nelken in der Hand.

«Das ist schon ein bisschen traurig, dass wir nicht auf der Strasse sein können», sagte Elisabete Figueiredo in Aveiro im Norden des Landes. «Denn das ist es, was den 25. April eigentlich ausmacht: Auf die Strasse zu gehen und das Ende einer traurigen Epoche unserer Geschichte zu feiern.» Aber es sei im Moment nicht zu ändern, fügte die 53-jährige Universitätsprofessorin hinzu: «Sich ans Fenster zu stellen, ist die einzige Möglichkeit im Moment.»

Die Nelkenrevolution vom 25. April 1974 beendete 48 Jahre der Gewaltherrschaft des Diktators Antonio de Oliveira Salazar, dem 1968 Marcelo Caetano folgte. Das im portugiesischen Rundfunk in der Nacht zum 25. April 1974 ausgestrahlte, von der Zensur verbotene Lied «Grândola vila morena» (Grandola, braune Stadt) von José Afonso war für die linksgerichteten Offiziere von der «Bewegung der Streitkräfte» das Signal zum Losschlagen. Der Name des fast ohne Blutvergiessen verlaufenen Aufstands des Militärs geht auf die roten Blumen zurück, die jubelnde Menschen den Soldaten in die Gewehrläufe steckten.

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