René Benko: Wieso erlässt Italien Haftbefehl gegen Signa-Gründer?
Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Signa-Gruppe, erlassen. Hintergrund sollen Immobiliengeschäfte sein.
Die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Trient hat einen Haftbefehl gegen René Benko erlassen. Wie die Nachrichtenagentur «Ansa» berichtet, stehen die Ermittlungen im Zusammenhang mit Immobilienspekulationen in der Region Trentino und Südtirol.
Die Vorwürfe gegen den Signa-Gründer und die weiteren Beschuldigten wiegen schwer. Laut «Ansa» lauten sie auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, Manipulation von Ausschreibungen, Korruption und Betrug.
Benkos Signa Holding hatte in den vergangenen Jahren massiv in den italienischen Immobilienmarkt investiert. Zu den Projekten gehörten prestigeträchtige Objekte wie Hotels und Luxuswohnungen.
René Benko als Teil einer kriminellen Vereinigung?
Die Staatsanwaltschaft führte am Dienstag über 100 Durchsuchungen durch, sowohl in Italien als auch in anderen Ländern. Es besteht der Verdacht, dass öffentliche Amtsträger bestochen wurden, um Konzessionen für Immobilienprojekte zu erhalten, so das «Private Banking Magazin».
Insgesamt sind 77 Personen von den Ermittlungen betroffen, wie «Business Insider» berichtet. Darunter befänden sich Beamte der öffentlichen Verwaltung, Manager lokaler Behörden und Beteiligungsgesellschaften sowie Angehörige der Polizei.
Im Fokus der Ermittler stehen auch der Signa-Italia-Chef Heinz Peter Hager und die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi. Beide seien unter Hausarrest gestellt worden.
Benkos Anwalt verspricht «vollumfängliche» Kooperation
Laut «Spiegel» wurde Benko heute in Tirol einvernommen, er sei freiwillig zur erschienen und anschliessend auf freien Fuss gesetzt worden. Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft erklärte, dass ein Europäischer Haftbefehl unter den gegebenen Umständen nicht zu vollstrecken sei.
Benkos österreichischer Anwalt Norbert Wess sich derweil zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe gegen Benko als inhaltlich unrichtig herausstellen werden. Ebenfalls erwähnt er, dass sein Mandant vollumfänglich mit nationalen und internationalen Behörden kooperieren werde.
Nicht die einzigen Ermittlungen gegen René Benko
Die italienischen Ermittlungen sind nicht die einzigen rechtlichen Probleme, mit denen René Benko konfrontiert ist. Auch in anderen Ländern laufen Verfahren gegen den österreichischen Unternehmer.
Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt seit November 2023 wegen möglicher Geldwäsche und Insolvenzdelikte. In Liechtenstein läuft seit April ein Verfahren wegen Krida und Geldwäsche.
Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien seit Ende Juni gegen Benko wegen Kreditbetrugs. In Österreich wurde eine Sonderkommission aufgrund des Verdachts von Vermögensdelikten wie Untreue und Betrug eingerichtet.
Auswirkungen auf die Signa-Gruppe
Die Signa-Gruppe, Benkos Immobilien- und Handelsimperium, meldete kürzlich Insolvenz an. Dies führte zu erheblichen finanziellen Verlusten bei Versicherern und Banken.
Einige Unternehmen, wie die Privatbank Julius Bär, konnten zumindest einen Teil ihrer verliehenen Kredite zurückerhalten. Andere, wie die Signal Iduna, mussten ihre Investments bereits abschreiben.
In der Schweiz investierte er in Luxusimmobilien und erwarb mit seiner Signa-Gruppe Anteile an Globus. In Basel plante René Benko ein Hochhaus, das Projekt scheiterte jedoch.