Rund 29.000 Menschen aus belagerten ukrainischen Städten in Sicherheit gebracht

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Nach Angaben des ukrainischen Präsidialamts sind am Dienstag rund 29.000 Menschen aus mehreren von russischen Truppen belagerten Städten in Sicherheit gebracht worden.

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Ukrainische Flüchtlinge an der Grenze zu Polen. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Flüchtlinge aus Mariupol schildern schlimme Zustände in Stadt und auf Fluchtroute.

Zuvor hatte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Tymoschenko, bekanntgegeben, dass rund 20.000 Menschen die umkämpfte Hafenstadt Mariupol über einen «humanitären Korridor» verlassen konnten. Allerdings sind nachwievor rund 300.000 Menschen in der Stadt ohne Wasser, Strom oder Lebensmittelnachschub gefangen.

Der zweifache Vater Mykola gehörte zu tausenden Flüchtlingen, die am Dienstag aus Mariupol in der mehr als 200 Kilometer entfernten Stadt Saporischschja ankamen. Die Autos hatten am Rückspiegel weisse Stofffetzen als weisse Fahnen befestigt. Er beschrieb eine angespannte Fahrt abseits der Strassen, um russischen Truppen und Kontrollpunkten auszuweichen.

Einmal hätte er mit seiner Frau und den Kindern ein Minenfeld durchfahren müssen. «Als wir weiterfuhren, sahen wir ein verkohltes Auto. Die Soldaten sagten uns, dass es mit einer Frau darin explodiert war, nachdem es auf eine Mine gefahren war, eine Stunde bevor wir dort ankamen», berichtete er.

Am Montag hatten erstmals 160 Fahrzeuge Mariupol verlassen können, nachdem zuvor mehrere Evakuierungsversuche gescheitert waren. Nach Angaben der Stadtverwaltung warten weitere 2000 Autos auf eine Chance, aus dem Kriegsgebiet zu entkommen.

Dmytro, der ebenfalls am Dienstag mit Frau und zwei Kindern in Saporischschja ankam, berichtete, dass russische Truppen ihn zweimal zur Umkehr aufgefordert hatten. Er beschrieb die katastrophalen Zustände in Mariupol: Die Menschen seien gezwungen, ungefiltertes Wasser aus einem Fluss zu trinken. Er habe Geschäfte geplündert, um seine Familie zu ernähren. Sie hätten bei Minustemperaturen «unter der Erde» gelebt.

Der Gouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko, erklärte am Dienstag, dass die russischen Streitkräfte die Angestellten eines Krankenhauses in Mariupol und 400 Anwohner als «Geiseln» in der Einrichtung festhielten. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Mariupol liegt etwa 55 Kilometer von der russischen Grenze und 85 Kilometer von der Separatistenhochburg Donezk entfernt. Es ist die grösste Stadt zwischen der von Russland annektierten Krim-Halbinsel und den pro-russischen Separatistengebieten, die sich noch in der Hand der ukrainischen Regierung befindet. Die Eroberung der Stadt mit einst 450.000 Einwohnern wäre ein Wendepunkt in der russischen Invasion der Ukraine, da sie eine Landverbindung zwischen den beiden Gebieten herstellen und die Ukraine vom Asowschen Meer abschneiden würde.

Nach UN-Angaben sind mittlerweile mehr als drei Millionen Menschen vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen. Dazu kommen Millionen Binnenflüchtlinge.

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