Russen stehen weiterhin hinter Putin und Krieg
Die ukrainische Kursk-Offensive ist eine Blamage für Putin. Die Russen stehen aber weiter hinter ihm und geben den Generälen die Schuld.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Russen geben den Generälen die Schuld am Kursk-Desaster.
- Sie stehen weiterhin hinter Putin, denn die Kursk-Offensive rechtfertigt den Krieg.
- Die Ukraine besetzt ein grosses Gebiet in Kursk, Tausende Russen wurden evakuiert.
Es ist eine Demütigung für Russland und Wladimir Putin, was sich in der Region Kursk abspielt. Innert rund zehn Tagen eroberte die Ukraine ein riesiges Gebiet, besetzt Dutzende Dörfer. Russland kann die Angreifer nicht aufhalten, über 100'000 Zivilisten wurden teils chaotisch evakuiert. Damit kam der Ukraine-Krieg endgültig in Russland an – doch das könnte Putin helfen.
Als er seine Truppen am 24. Februar 2024 über die Grenze schickte und den Krieg begann, sagte Putin: «Russland kann sich nicht sicher fühlen und nicht existieren, wenn es einer ständigen Bedrohung durch die Ukraine ausgesetzt ist.» Er sprach damit auf das angebliche Nazi-Regime in Kiew an, das Russland nie bedroht hatte.
Noch im Juli standen laut der Umfrage eines unabhängigen russischen Nachrichtenportals 75 Prozent der Russen hinter dem Krieg. Der US-Thinktank «Carnegie Endowment for International Peace» vermutet die «ständige Gehirnwäsche» hinter der hohen Zustimmung. Nun dürfte sie weiter gestiegen sein: Die Kursk-Offensive der Ukraine sei in den Augen vieler Russen der Beweis, dass der Krieg gerechtfertigt sei.
Zudem sehen viel Russen nicht Putin als verantwortlich für das Versagen, sondern seine Generäle und Führungskräfte. Gegen sie richtet sich dann auch der Zorn, denn sie hätten bereits in der Ukraine versagt.
«2022 waren wir patriotisch, haben alles für den Krieg und den Sieg gegeben», sagt ein Evakuierter aus Kursk zu «Kommersant». Doch schnell habe man gesehen, dass nichts nach Plan verlaufe – «wer hat die Pläne gemacht?». Der Mann wettert gegen die «verrückte Korruption im Verteidigungsministerium» und sagt, mit solchen Leuten könne man den Krieg nicht gewinnen.
Über Wladimir Putin verliert er aber kein Wort. Der Thinktank schlussfolgert dann auch, dass die Kursk-Offensive dem Kreml-Herrscher helfen könnte.
