Russischer Satiriker wegen Corona-Videos im Visier von Ermittlern
Ein russischer Satiriker sieht sich nach eigenen Angaben mit einer strafrechtlichen Untersuchung wegen der angeblichen Verbreitung von Falschinformationen über das Coronavirus konfrontiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Komiker: Aussagen zu Schaffung des Virus in Geheimlabor waren ein Witz.
In einem Webvideo habe er sich über die Verschwörungstheorie lustig gemacht, dass das Virus ursprünglich in einem Geheimlabor in Sibirien geschaffen worden sei, berichtete der Satiriker Alexander Thorn am Dienstag im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Zuvor hatte eine für grosse Fälle zuständige Abteilung der russischen Staatsanwaltschaft mitgeteilt, sie habe den Urheber eines Videos auf Twitter ins Video genommen, in dem behauptet worden sei, das Coronavirus sei in dem staatlichen Vektor-Zentrum erzeugt worden. Der Twitter-Nutzer habe auch die Behauptung in die Welt gesetzt, das Virus sei danach absichtlich mittels einer Explosion quer durch Russland und China verbreitet worden.
Den Namen des Twitter-Nutzers nannten die Staatsanwälte nicht. Ihre Angaben bezogen sich jedoch offenbar auf Thorn. Laut einer in der vergangenen Woche eilig verabschiedeten Gesetzesregelung drohen in Russland hohe Geldstrafen und Gefängnisstrafen von bis zu drei Jahren für die Verbreitung von Falschinformationen, die gesundheitliche Schäden für andere Menschen zur Folge haben können.
In den Vektor-Laboratorien war zu Zeiten der Sowjetunion geheim an biologischen Waffen geforscht worden. In der Anlage sind die unterschiedlichsten Krankheitserreger gelagert - von Ebola bis Pocken. Am Dienstag hatte der Leiter des Vektor-Zentrums, Rinat Maxjutow, bei einem Treffen mit Präsident Wladimir Putin mitgeteilt, dass die Einrichtung bereits ab Ende Juni Corona-Impfstoffe an Menschen testen wolle. Es sei eine erste Phase klinischer Tests von drei Impfstoffen an 180 Freiwilligen geplant.