Russland will Veröffentlichung von Selenskyj-Interview verhindern
Russlands Medienaufsicht Roskomnadsor will die Veröffentlichung eines Interviews mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die russische Medienaufsicht hat ein Interview mit Wolodymyr Selenkyj zensiert.
- Der ukrainische Präsident hatte mit mehreren russischen Journalisten gesprochen.
- Zudem sollen alle Medien, die dabei anwesend waren, überprüft werden.
«Roskomnadsor benachrichtigt russische Medien über die Notwendigkeit, von der Veröffentlichung des Interviews abzusehen», teilte die Behörde am Sonntag in Moskau mit. Roskomnadsor kündigte zudem eine Überprüfung aller Medien an, die das Selenskyj-Interview führten, um «das Ausmass der Verantwortung und Reaktionsmassnahmen» zu bestimmen. Russlands Generalstaatsanwaltschaft kündigte eine «rechtliche Bewertung des Inhalts der veröffentlichten Äusserungen» an.
Selenskyj sprach mit Journalisten
Unter den russischen Journalisten, die kürzlich mit Selenskyj per Videoschalte sprachen, war auch ein Reporter der bekannten Moskauer Tageszeitung «Kommersant». Die oppositionelle «Nowaja Gaseta» unterstützte das Interview eigenen Angaben zufolge. Beide Blätter veröffentlichten Selenskyjs Worte zunächst nicht.
Auch die Medien Meduza und Doschd, deren Seiten in Russland allerdings ohnehin bereits blockiert sind, waren vertreten. Das Portal Meduza veröffentlichte das rund anderthalbstündige Interview trotz der Warnung der Medienaufsicht am Sonntagabend auf seiner Seite, die etwa über alternative Internetverbindungen und aus dem Ausland weiter zu erreichen ist.
Vorgehen nicht begründet
Der Chefredakteur des ebenfalls bereits geschlossenen Radiosenders Echo Moskwy, Alexej Wenediktow, kritisierte auf Telegram, dass die russische Medienaufsicht nicht einmal Gründe für ihr Vorgehen nannte. Selenskyj sei immerhin der legitime Präsident der Ukraine - das habe auch der Kreml stets bekräftigt, schrieb Wenediktow.
Journalisten und Aktivisten beklagen seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar verstärkte Repressionen, denen kritische Medien ausgesetzt sind. Ein neues Mediengesetz sieht etwa bis zu 15 Jahre Haft für angebliche Falschnachrichten über Russlands Streitkräfte vor.
Die Medienaufsicht veröffentlichte ihre jüngste Warnung auch auf Telegram. Dort hat sie ein Z in ihrem ansonsten kyrillisch geschriebenen Namen gegen den lateinischen Buchstaben ausgetauscht und führt den Kanal nun unter der Bezeichnung RoskomnadZor. Das Z ist ein von Befürwortern des Kriegs genutztes Symbol und steht für «Za Pobedu» - «Für den Sieg».