«Sauftourismus auf Mallorca ist nicht zu bremsen»
Bereits vor der Hauptsaison sorgen Sauftouristen am Ballermann für Probleme. Die Besucherzahlen im April waren so hoch wie noch nie.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sauftourismus auf Mallorca sorgt für Probleme am Ballermann.
- Mehrere Interessenvertretungen fordern härtere Strafen und mehr Kontrollen.
- Die Benimmregeln zeigen offenbar kaum Wirkung gegenüber betrunkenen Touristen.
Unternehmer schlagen Alarm, Nachbarn haben Angst. Am Ballermann sorgen die Saufurlauber dieses Jahr bereits vor dem Start der Hauptsaison für Ärger. Zumal viele nicht mehr so viel Geld mitbringen wie früher.
«Ich sehe oft schon um 14 Uhr sturzbetrunkene Urlauber.» Diese würden mit dem Handy in der Hand verzweifelt ihr Hotel suchen, erzählt Gerlinde Weininger. Sie ist Wirtin des Kultlokals «Münchner Kindl» an der Playa de Palma.
Der sogenannte Sauftourismus ist auf Mallorca nichts Neues. Aber dieses Jahr scheint die Lage am berüchtigten Ballermann bereits deutlich vor Beginn der Hauptsaison am 1. Juli so schlimm wie nie zuvor zu sein.
Deshalb schlugen Interessenvertretungen der Partymeile im Süden der spanischen Mittelmeerinsel dieser Tage Alarm. Der Hotelierverband AHPP, der Gastrozusammenschluss CAEB und der Nachtclubverband ABONE halten nun zusammen. In einem gemeinsamen Aufruf prangerten sie eine inzwischen «unhaltbare» und «alarmierende» Situation an.
Härtere Strafen gefordert
«Jetzt reicht's!», meinen sie, und fordern von den Behörden härtere Strafen, mehr Polizeipräsenz und mehr Kontrollen. Auch der Anwohnerverband des Bezirks S'Arenal, zu dem der Ballermann gehört, beklagte ein zunehmend schlechteres Benehmen vieler ausländischer Touristen.
Schon im April kamen knapp 1,5 Millionen Besucher aus dem Ausland und dem spanischen Festland auf die Balearen. Damit wurde die bisherige Höchstmarke für diesen Monat (gut 1,3 Millionen 2019) übertroffen. Fast 40 Prozent der ausländischen Touristen kamen aus Deutschland.
Benimmregeln zeigen kaum Wirkung
Auch weniger lautstarke Besucher regen sich über die Touristen auf, die sich im Rausch nicht mehr unter Kontrolle haben. Immer wieder wurden auf Mallorca neue Benimmregeln und Gesetze erlassen. Eine «Qualitätsoffensive» wurde bereits vor Jahren gestartet, doch der Ballermann ist nicht zu bremsen.
Offiziell gehört die Playa de Palma zu den Zonen, in denen auf Mallorca im Sommer besondere Benimmregeln gelten. Sie sollen den Alkoholkonsum einschränken, indem etwa der Verkauf reguliert und Werbung untersagt wird.
Nicht alle Geschäfte profitieren
Zum Gesamtbild gehört natürlich auch, dass die Partyurlauber viel Geld in die Insel-Kassen spülen. Deshalb passen sich die Läden in der Gegend den Bedürfnissen an. «Ein Schmuck- oder Schuhgeschäft lohnt sich hier nicht. Selbst die Parfümerie am Ballermann verkauft mittlerweile Dosenbier», sagt Weininger.
Einige verzichten sogar auf ein Bett. Immer mehr Besucher, vor allem aus Deutschland und den Niederlanden, übernachteten am Strand. Darüber klagt der Vizepräsident des Anwohnerverbandes von S'Arenal, Alain Carbonell. Die Lage sei «unhaltbar», beteuert auch er im Gespräch mit der Zeitung «Última Hora».