Schweden-Minister rät Bürgern zu Kriegsvorbereitung
Ein schwedischer Minister ruft seine Bürger zur mentalen und praktischen Kriegsvorbereitung auf. Auch ein Stromausfall solle geübt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der schwedische Zivilschutzminister rät zur Kriegsvorbereitung.
- Auch der Beitritt zu einer zivilen Verteidigungsorganisation solle man sich überlegen.
- Russische Abgeordnete sehen hinter den Aussagen Paranoia und Kriegslust.
Die Politik Schwedens hat auf den Ukraine-Krieg und die veränderte Bedrohungslage reagiert: Der Nato-Beitritt wurde beantragt, der Verteidigungshaushalt drastisch erhöht, die Wehrpflicht wiedereingeführt. Doch neben der Politik sollen sich auch einfache Bürger auf einen möglichen Krieg vorbereiten, rät ein Minister.
Seit 210 Jahren herrsche in Schweden Frieden, sagt Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin bei einer Sicherheitskonferenz. Doch die Idee, dass dies eine feste Konstante sei, sei gefährlich geworden. «Es könnte Krieg in Schweden herrschen», warnt er. Die Gefahr sei grösser als jemals seit dem Zweiten Weltkrieg.
Und die Landesverteidigung betreffe nicht nur das Militär, sondern die ganze Bevölkerung – dies zeige sich in der Ukraine. Bohlin fordert deshalb die Bürger auf, «die Bereitschaft zu Hause» zu verbessern. Er rät auch, sich freiwillig in zivilen Verteidigungsorganisationen zu engagieren.
Oberbefehlshaber General Micael Bydén bläst ins gleiche Horn: Wenn man die Nachrichten aus der Ukraine sehe, müsse man sich fragen: «Wenn das hier morgen passiert, habe ich dann alles parat?» Russland könne Schweden angreifen, auch Finnland und das Baltikum seien bedroht. Unmittelbar sei das Risiko aber nicht erhöht, relativiert der General.
«Wir verschärfen den Ton, weil es nötig ist, mehr zu tun», sagt Bydén. Die Sicherheitslage habe sich in die falsche Richtung entwickelt. Zivilschutzorganisationen geben dann auch konkrete Anleitungen, um das Bewusstsein zu stärken. Und es solle auch geübt werden.
Die Präsidentin von «Schwedens zivile Verteidigung» präsentiert Listen, was bei einem Stromausfall zu tun sei. Und sie rät, ein Wochenende lang Stromausfall zu üben. Das könne ja eine ganz gute Familienaktivität sein.
Putin-Freunde sprechen von Paranoia und Kriegslust
Auch das Leben ohne Handy soll trainiert werden, rät die Behörde für Zivilschutz: Wie orientiert man sich, wie hält man Kontakt zum Umfeld und wie funktioniert das Radio?
Die Ratschläge und die Worte des Ministers und Generals sorgen für viel Kritik: In Finnland gebe es solche Aussagen nicht – trotz der gemeinsamen Grenze mit Russland, sagt eine Korrespondentin des finnischen Fernsehens. Man spiele nicht mit dem Wort Krieg. Es gebe eine «heimliche Sehnsucht, die Streitkräfte zu testen», kritisiert ein linker Publizist.
Auch in Russland werden die Worte registriert. Kremltreue Parlamentarier in der Duma vermuten dahinter «Paranoia» oder Kriegslust.