Ukraine-Geheimdienst soll Krim-Brücke gesprengt haben
Nach Angaben russischer Behörden ist auf der Krim-Brücke ein grosser Brand ausgebrochen. Auf Bildern ist zu sehen, dass die Strasse teilweise eingestürzt ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Auf der Krim ist es am Samstag zu mehreren schweren Explosionen gekommen.
- Ein grosser Brand war auf der Krim-Brücke ausgebrochen.
- Laut einer ukrainischen Zeitung soll der ukrainische Inlandsgeheimdienst dahinter stecken.
Auf der Brücke zwischen der von Russland besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem russischen Festland war nach russischen Behördenangaben ein Brand ausgebrochen. Es brannte dem Anschein nach ein Waggon mit Treibstoff, wie auf in russischen und ukrainischen Medien verbreiteten Fotos am Samstag zu sehen war.
Mehrere Stunden nach der schweren Explosion hat Russland die Krim-Brücke teilweise wieder für Züge und Autos freigegeben. Pkw und Busse dürften die Brücke, die die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel und Russland verbindet, nach gründlicher Durchsuchung wieder passieren, schrieb Krim-Verwaltungschef Sergej Aksjonow am Samstagnachmittag auf Telegram. Für Lastwagen bleibe das 19 Kilometer lange Bauwerk vorerst weiter gesperrt.
Zuvor hatte das russische Verkehrsministerium erklärt, zwei unbeschädigte Fahrstreifen könnten weiter befahren werden. Der Bahnbetreiber «Grand Service Express» teilte zudem mit, die ersten beiden Züge seien aus den Krim-Städten Simferopol und Sewastopol in Richtung Moskau und St. Petersburg abgefahren.
Fahrbahn massiv beschädigt
Die Fahrbahn auf dem Strassenteil war demnach auch massiv beschädigt. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar kam es mehrfach zu Explosionen auf der Krim mit schweren Schäden, darunter auf Militärstützpunkten.
Nach russischen Angaben sind mindestens drei Menschen gestorben. Das nationale Ermittlungskomitee teilte am Samstag mit, dass die Leichen aus dem Wasser gezogen worden seien. Es handele sich um vorläufige Angaben, hiess es. Die Menschen sollen in Fahrzeugen gesessen haben, als am Morgen auf der Autostrecke der Krim-Brücke ein vom Festland kommender Lastwagen explodiert sei.
Das russische Zivilschutzministerium teilte am Samstag mit, der Brand sei gelöscht.
— Anastasiia Lapatina (@lapatina_) October 8, 2022
Laut dem nationalen Anti-Terror-Komitee sei am Samstag um 06.07 Uhr Ortszeit ein Lastwagen auf der Strassenlinie der Brücke explodiert. Dadurch seien sieben Tanks eines Güterzuges auf dem Weg zur Halbinsel Krim in Brand geraten. Das Fahrzeug kam demnach vom russischen Festland und fuhr in Richtung des Küstenorts Kertsch auf der Krim.
Ukrainischer Geheimdienst soll dahinter stecken
Die Lokomotive und mehrere Waggons seien nach Kertsch gefahren, hiess es. Der Verkehr wurde eingestellt. Geprüft werde eine Fährverbindung, teilte die Regierung in Simferopol mit.
Laut der ukrainischen Online-Zeitung «Ukrainska Pravda» soll der ukrainische Inlandsgeheimdienst (SBU) für die Explosion verantwortlich sein. Es handle sich um eine Sprengung im Rahmen einer Spezialoperation. Die Zeitung beruft sich dabei auf Strafverfolgungsbehörden.
Der Geheimdienst SBU bestätigte diesen Bericht indirekt: «Die Brücke brennt wunderschön im Sonnenaufgang. Eine Nachtigall trifft den SBU auf der Krim», sagte der SBU dazu. Inzwischen hat die ukrainische Regierung jedoch die Verantwortung offiziell von sich gewiesen.
Sollte die Explosion tatsächlich auf die Urheberschaft der Ukraine zurückgehen, wäre dies ein herber Schlag für Moskau. Es würde bedeuten, dass ukrainische Kräfte in der Lage wären, wichtige Infrastruktur fernab der Front zu treffen.
Die Behörden auf der Krim kündigten an, den Verkehr über Fähren und über den zuletzt in der Ukraine besetzten Landkorridor sicherzustellen. Es drohten keine Versorgungsengpässe, hiess es in der Krim-Hauptstadt Simferopol.
50'000 Touristen stecken fest
Derzeit sitzen aber russischen Angaben zufolge noch mehr als 50'000 Touristen auf der Halbinsel im Schwarzen Meer fest. Genauere Zahlen zu den Menschen, die nun nicht mehr ohne weiteres aus ihren Urlaubsorten abreisen könnten, würden noch ermittelt, teilte die Vereinigung russischer Reiseanbieter am Samstag mit. Der Bahn- und Autoverkehr zum russischen Festland war zunächst komplett gestoppt.
Wolodymyr Selenskyjs Berater, Mychajlo Podoljak, schrieb auf Twitter, dass die Brücke erst der Anfang sei. «Alles Illegale muss zerstört werden, alles Gestohlene muss der Ukraine zurückgegeben werden, alles von Russland Besetzte muss vertrieben werden», schrieb er zudem.
Russland hat davor gewarnt, Krim-Brücke zu beschiessen
Es gab in der Hauptstadt Kiew immer wieder Drohungen, die von Kremlchef Wladimir Putin eingeweihte Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland unter Beschuss zu nehmen. Zuletzt kam es in der Region Kertsch, die auf der Krim direkt an die Brücke grenzt, immer wieder zu Zwischenfällen mit Drohnen, die explodierten.
Russland hatte eindringlich davor gewarnt, die Brücke - ein zentrales strategisches Bauwerk – unter Beschuss zu nehmen und für den Fall auch damit gedroht, Kommandozentralen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ins Visier zu nehmen.
Die ukrainische Führung hatte mehrfach schwere Waffen für grosse Reichweiten aus dem Westen gefordert. Damit sollte dann auch die Brücke zerstört werden, wie es in Kiew hiess.
Mit 19 Kilometern Länge gilt die Krim-Brückenanlage, die eine Autobahn und daneben eine Bahnstrecke hat, als längstes Bauwerk Europas. Kremlchef Putin hatte sie selbst 2018 eröffnet und war auch in einem Zug gefahren. Passagierzüge rollen seit Ende 2019, Güterzüge seit Sommer 2020.
Putin setzt wegen Feuer auf Krim-Brücke Kommission ein
Der russische Präsident Wladimir Putin ist nach Kremlangaben über den schweren Brand auf der Brücke zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim informiert worden. Er habe angewiesen, eine Kommission zur Untersuchung der Ursachen des Feuers einzusetzen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag der Agentur Interfax zufolge.