Sea-Watch-Kapitänin Rackete gibt erstes Interview nach Festnahme
Carola Rackete kritisiert in ihrem ersten Interview nach der Freilassung die italienische und deutsche Regierung. Sie glaubt, ihr wollte niemand helfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kapitänin Rackete ist trotz Verbot mit Migranten unerlaubt nach Lampedusa gefahren.
- Daraufhin wurde sie in Italien festgenommen und später wieder freigelassen.
- In einem ersten Interview übt sie Kritik an den Regierungen in Rom und Berlin.
Die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete fühlte sich während ihrer Mittelmeer-Reise mit über 40 Migranten im Stich gelassen. Die 31-Jährige kritisiert, dass «niemand wirklich helfen wollte» – weder national, noch international.
Sie war als Kapitänin der «Sea-Watch 3» trotz Verbots der italienischen Regierung nach Lampedusa gefahren. Im Interview mit dem «Spiegel» erklärte sie: «Die haben die heisse Kartoffel immer weitergereicht, während wir zuletzt noch immer 40 Gerettete bei uns an Bord hatten.»
In Deutschland hatten einige Städte offeriert, Flüchtlinge aufzunehmen. Das sei dann aber am deutschen Innenminister Horst Seehofer gescheitert. Dieser hatte «keine Lust, die Angebote der Städte anzunehmen.»
«Keiner antwortete»
Die Crew habe täglich medizinische Rapporte über den Zustand der Flüchtlinge gesendet – etwa an die Rettungsleitstelle in Rom. «Aber wir fanden kein Gehör, keiner antwortete», so die Kapitänin.
Auch schiesst sie gegen Italiens Innenminister Matteo Salvini: «Seine Art, sich auszudrücken, ist respektlos. Für einen Spitzenpolitiker ist das nicht angemessen.» Seine Politik verstosse gegen die Menschenrechte.
Rackete verbrachte 17 Tage an Bord des Schiffs, ehe sie unerlaubt am Hafen von Lampedusa anlegte. In der Folge wurde sie festgenommen – und vergangenen Dienstag wieder freigelassen.