Seeschiffe können mit mehr Tiefgang die Elbe befahren

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Deutschland,

Rund 20 Jahre wurde geplant, erbittert prozessiert und gebaggert: Nun ist die siebte Elbvertiefung seit Beginn des 20. Jahrhunderts fertig. Ein Containerriese der Megamax-Klasse lief bereist ein.

400 Meter lang, 62 Meter breit - die «Jacques Saadé» gehört zur Megamax-Klasse. Foto: Marcus Brandt/dpa
400 Meter lang, 62 Meter breit - die «Jacques Saadé» gehört zur Megamax-Klasse. Foto: Marcus Brandt/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 20 Jahre nach Beginn der Planungen für die Elbvertiefung und Prozessen bis zum Bundesverwaltungsgericht hat das erste Containerschiff mit grösserem Tiefgang den Hamburger Hafen erreicht.

Die 400 Meter lange und 62 Meter breite «Jacques Saadé» sei am Montag eingelaufen, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Dem Schiffsnavigationsdienst Vesselfinder.com zufolge hatte das Schiff der französischen Reederei CMA CGM dabei einen Tiefgang von 13,40 Meter. Die «Jacques Saadé» gehört zur Megamax-Klasse und kann bis zu 23.000 Standardcontainer (TEU) laden.

Zuvor hatten die nautischen Dienststellen Hamburgs und des Bundes offiziell den Fluss nach rund einem Jahr und neun Monaten Baggerarbeiten für Schiffe mit grösserem Tiefgang freigegeben. Zunächst können jetzt Grosscontainerschiffe je nach Schiffstyp und Gezeitenstand mit 30 bis 90 Zentimeter mehr Tiefgang auf der Elbe verkehren, wie die Wirtschaftsbehörde mitteilte. Nach der endgültigen Freigabe sollen voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte etwa die doppelten Werte möglich sein.

Der rund 130 Kilometer lange Abschnitt der Elbe zwischen Hamburg und der Nordsee zählt zu den wichtigsten Wasserstrassen Deutschlands. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Fluss dort sechsmal den Anforderungen der Schifffahrt angepasst, zuletzt 1999. Diesmal wurde der Fluss so ausgebaggert, dass auf ihm Schiffe mit einem Tiefgang von 13,50 Meter unabhängig von Ebbe und Flut fahren können. Tideabhängig soll die Elbe für Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 14,50 Metern passierbar sein.

Daneben wurde die Elbe an einigen Stellen auch verbreitert, so dass auch sehr breite Seeschiffe aneinander vorbeifahren können. Die Kosten für die Elbvertiefung werden auf rund 800 Millionen Euro geschätzt.

Der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann sprach von einem guten Tag für den Hafen, die Wirtschaft und die Umwelt, «da durch den Fahrrinnenausbau das Seeschiff als umweltverträgliches und klimaschonendes Verkehrsmittel eine deutliche Stärkung erfahren hat». Der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, sagte: «Wir haben jetzt die besten Voraussetzungen, die grössten Containerschiffe der Welt zu empfangen.»

Der Präsident der Generaldirektion Wasserstrassen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte, verwies auf eine konstruktive Zusammenarbeit von Bund und Hamburg bei der Elbvertiefung. Der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunther Bonz, begrüsste die Freigabe, forderte aber auch, «die noch verbleibenden Arbeiten zügig auszuführen und das Projekt so schnell als möglich fertigzustellen».

Die im Bündnis «Lebendige Tideelbe» zusammengeschlossenen Umweltverbände BUND, Nabu und WWF kritisierten dagegen die Freigabe scharf: «Es ist skandalös, dass das Flussökosystem der Elbe massiv und dauerhaft geschädigt wird, und dies ohne absehbaren wirtschaftlichen Nutzen.» Denn von dem zu Beginn der Elbvertiefungsplanung erwarteten Umschlag von jährlich 25 Millionen TEU im Hamburger Hafen sei nicht mehr viel übrig. So seien dort im vergangenen Jahr nur 8,5 Millionen Container über die Kaikanten gegangen - Tendenz geringfügig steigend.

Die schon jetzt bei jährlich 150 Millionen Euro liegenden Kosten für das Freihalten der Fahrrinne und des Hafens stiegen dagegen sehr wohl weiter an. Die Umweltverbände gehen davon aus, dass wegen der nun deutlich erhöhten, stromauf transportierten Sedimentmenge die planfestgestellten Fahrwassertiefen im Hamburger Hafen dauerhaft nicht aufrechterhalten werden können. BUND, Nabu und WWF sprachen von einer katastrophalen Bilanz für ein unverantwortliches Grossprojekt.

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