Im Jahr 2022 sind mehr als 500'000 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Ein Grund dafür sind vermehrte Skandale im vergangenen Jahr.
katholische Kirche austritt
Mehr als eine halbe Million Menschen in Deutschland sind 2022 aus der katholischen Kirche ausgetreten. Foto: Ronny Hartmann/dpa - sda - Keystone/dpa-Zentralbild/Ronny Hartmann

Das Wichtigste in Kürze

  • 522'000 Menschen sind im Jahr 2022 in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten.
  • Ein Grund dürften diverse Skandale sein, die im vergangenen Jahr ans Licht kamen.
  • Auch die evangelische Kirche kämpft mit einer Welle an Austritten.
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Mehr als eine halbe Million Menschen sind im Jahr 2022 in Deutschland aus der katholischen Kirche ausgetreten. Die von der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch gemeldeten 522'821 Austritte sind so viele wie noch nie in einem Jahr.

Dass sich diese Entwicklung noch einmal beschleunigen würde, hatte sich bereits zu Jahresbeginn 2022 abgezeichnet. Ein Grund dafür ist ein Gutachten zum Missbrauch im Erzbistum München und Freising im Januar. Daraus resultierte eine Diskussion um eine Mittschuld des inzwischen gestorbenen Papstes Benedikt XVI., woraufhin die Zahlen der Austritte in die Höhe schnellten.

Kardinal Woelki und Schmerzensgeldstreits schaden Ruf

Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr auch die Lügen-Vorwürfe gegen den umstrittenen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Erst an diesem Dienstag kam es zu einer Razzia bei dem Ordensmann. Ausserdem waren auch die Rechtsstreitigkeiten um Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer in Köln und im oberbayerischen Traunstein in den Medien.

Woelki Kirchenaustritte
Der Skandal rund um Kardinal Rainer Maria Woelki könnte ein Auslöser der Kirchenaustritte sein. - keystone

«Die katholische Kirche stirbt einen quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit», sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller.

Auch evangelische Kirche verliert Mitglieder

Die Austrittswelle rollt nicht nur in der katholischen Kirche immer schneller. Auch die evangelische Kirche hat mit 380'000 Mitgliedern 2022 mehr verloren als im Jahr davor.

Deutschland ist seit der Reformation im 16. Jahrhundert ein gemischtkonfessionelles Land mit einem überwiegend katholischen Süden und Westen und einem protestantischen Norden und Osten.

Konfessionszugehörigkeit schrumpft

Inzwischen vertreten die beiden grossen Konfessionen aber zusammen weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Um die Millenniumswende waren es noch 65 Prozent. Etwa vier Prozent sind Muslime.

Die grösste Bevölkerungsgruppe stellen die Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören. Besonders hoch ist deren Anteil als Folge von 40 Jahren Kommunismus im Gebiet der früheren DDR.

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