Solidarität für Russlands Regiestar Serebrennikow - Urteil am Freitag
In Moskau wächst der Widerstand gegen eine mögliche Verurteilung des russischen Starregisseurs Kirill Serebrennikow zur Haft im Straflager. In dem international als Schauprozess gegen die liberale Kunstszene kritisierten Strafverfahren soll an diesem Freitag (26. Juni) das Urteil gesprochen werden.
Das Wichtigste in Kürze
- «Milde!» für Serebrennikow, schrieb die Boulevardzeitung «Moskowski Komsomolez» in einem Aufruf auf ihrer Titelseite am Dienstag.
Die Zeitung «Wedomosti» warnte vor Zuständen wie zu Zeiten des sowjetischen Diktators Josef Stalin, der Künstler und Wissenschaftler reihenweise in Straflager werfen liess.
Die Staatsanwaltschaft beantragte am Montag wegen Veruntreuung staatlicher Fördergelder sechs Jahre Straflager für Russlands bekanntesten Filme- und Theatermacher. Die Verteidigung forderte Freispruch. Der 50-Jährige hatte auch in Stuttgart, Hamburg und Berlin Stücke auf die Bühne gebracht. Weltweit gibt es Solidarität für ihn. Tausende Kulturschaffende in Russland haben einen Unterstützerbrief für Serebrennikow unterzeichnet.
In seinem Schlusswort am Montag beteuerte Serebrennikow seine Unschuld. «Ich habe noch nie etwas zum Schaden anderer Lebewesen getan, ich habe nie unehrlich gehandelt», sagte er. In dem «absurden» Verfahren seien keine Beweise vorgelegt oder Zeugen präsentiert worden. Trotz aller «Schwierigkeiten, Verfolgungen und übler Nachrede» bereue er nicht, sich für die Entwicklung der modernen Kunst eingesetzt zu haben.
Zugleich räumte er ein, dass die Buchhaltung seines Theaterbetriebs «schrecklich organisiert» gewesen sei. Dafür entschuldigte er sich. Mit dem Chef des Theaters Gogol-Zentrum sind drei Mitarbeiter angeklagt. Auch sie sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft in Haft und Geldstrafen bezahlen. Gegen die Buchhalterin läuft ein abgetrenntes Verfahren. Sie hatte die Künstler belastet.
Konkret sollen 129 Millionen Rubel (1,6 Millionen Euro) unterschlagen worden sein. Serebrennikow war im Sommer 2017 festgenommen worden. Im vergangenen Jahr kam er nach mehr als anderthalb Jahren im Hausarrest unter Auflagen auf freien Fuss. Im September wies eine Richterin den Fall wegen Widersprüchen in der Anklage zurück an die Generalstaatsanwaltschaft. Die Anklagebehörde wiederum legte Berufung ein und setzte durch, dass ein anderes Gericht den Fall verhandelt.