SOS-Kinderdorf vertuschte jahrzehntelang sexuellen Missbrauch
Bei der NGO SOS-Kinderdorf kam es über Jahrzehnte zu sexuellem Missbrauch an Kindern. Gemäss einem Untersuchungsbericht wurden Fälle auch vertuscht.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der NGO SOS-Kinderdorf wurden über Jahrzehnte Kinder missbraucht.
- Gemäss einer Untersuchungskommission wurden Fälle auch vertuscht.
- Es soll auch zu Kinderschwangerschaften und Zwangsabtreibungen gekommen sein.
Über 262 Seiten zeichnet eine unabhängige Kommission den sexuellen Kindesmissbrauch innerhalb der NGO SOS-Kinderdorf nach. Es geht um Fälle von sexueller Gewalt, daraus resultierende Schwangerschaften, Zwangsabtreibungen sowie Machtmissbrauch. Und um Vertuschung.
In einigen Fällen sollen leitende Mitarbeiter Bescheid gewusst und nicht die nötigen Massnahmen ergriffen oder die Vorfälle verheimlicht haben. Die Fälle sollen vor allem in Afrika, Asien und Mittelamerika geschehen sein. Einem Sprecher zufolge gibt es mehrere laufende Ermittlungsverfahren. Zudem habe es auch bereits Verurteilungen von Tätern gegeben.
«Wir sind tief erschüttert, dass Kinder und Jugendliche in unserer Obhut Leid erfahren mussten und bitten alle Betroffenen um Entschuldigung. Dies ist durch nichts zu verzeihen», wurde Lanna Idriss, Vorstandsmitglied der SOS-Kinderdörfer weltweit, zitiert. «Wir stehen an einem entscheidenden Punkt: Auf Basis der Erkenntnisse und Empfehlungen werden wir uns weiter verändern müssen und, wo nötig, rigoros erneuern.»
Kommission schlägt Veränderungen vor
Die Kommission hat nach Untersuchung der Vorwürfe Veränderungen empfohlen. Sie rät unter anderem, den Kinderschutz etwa durch Personalschulungen zu stärken. Auch appelliert sie daran, Opfer besser zu unterstützen und die Führungsstrukturen grundlegend zu überarbeiten.
Die Untersuchung habe zudem die «Vorwürfe von schwerwiegenden Richtlinienverstössen in den Bereichen Kinderschutz, pädagogisches Fehlverhalten und Misswirtschaft in einzelnen selbstständigen Länderorganisationen» in weiten Teilen bestätigt, teilte SOS-Kinderdörfer weltweit am Mittwoch mit.
Die Kommission bestätigte auch Fortschritte im Bereich des Kinderschutzes. Bei kritischen Themen wie Schwangerschaften und Drogenmissbrauch bei Jugendlichen müsse die Organisation gegensteuern. Auch die Zusammenarbeit mit Strafverfolgungsbehörden in allen Ländern dieser Welt müsse sichergestellt werden.