Staufen (D): Schweizer ging mit Grausamkeit vor

Kathrin Röthlisberger
Kathrin Röthlisberger

Lenzburg,

Vierter Prozess im Missbrauchsfall Staufen bei Freiburg (D): Die Grausamkeit des Schweizer Täters erschreckt selbst erfahrende Ermittler.

Vor dem Landgericht Freiburg muss sich am Mittwoch ein Schweizer verantworten.
Vor dem Landgericht Freiburg muss sich am Mittwoch ein Schweizer verantworten. - Dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Mann aus St. Gallen hat einen Knaben in Staufen (D) mehrere Male sexuell missbraucht.
  • Der Täter steht am Mittwoch vor dem Landgericht Freiburg (D).
  • Der Junge wurde von seiner Mutter und deren Freund im Internet angeboten.

Ein Mann aus St. Gallen steht heute vor Gericht. Es ist der vierte Prozess im Missbrauchsfall Staufen, der vor knapp fünf Monaten bekannt wurde und in dem es insgesamt acht mutmassliche Täter gibt. Jeder von ihnen ist einzeln angeklagt. Weitere Prozesse folgen.

«Es waren besonders hinterhältige und perfide Taten», sagt Staatsanwältin Nikola Novak, als sie die Anklage verliest. Ihr gegenüber sitzt der Angeklagte: ein 37 Jahre alter, gelernter Maurer aus dem Schweizer Kanton St. Gallen. Dreimal, sagt Novak, sei er die mehr als 200 Kilometer aus der Schweiz nach Staufen bei Freiburg gereist, um den heute neun Jahre alten, ihm unbekannten Jungen zu vergewaltigen. Die Mutter des Kindes und deren Lebensgefährte hätten es hierfür im Internet angeboten und Männern zur Verfügung gestellt.

«brutal und menschenverachtend»

Im Freien und in einem Auto musste der Junge im Spätherbst 2016 und Januar 2017 die «äusserst brutalen und menschenverachtenden Verbrechen» über sich ergehen lassen, sagt Novak mit Blick auf den ledigen Angeklagten aus der Schweiz. Der Lebensgefährte der Mutter habe hierfür von diesem insgesamt 50 Euro kassiert. Der Junge bekam ebenfalls 50 Euro, ein gebrauchten Computer sowie, gleich nach der dritten und letzten Tat, einen Cheeseburger. Gegessen wurde gemeinsam in einem nahen Fast-Food-Restaurant. Die Vergewaltigungen wurden gefilmt.

Der Angeklagte versteckte sich hinter einem Ordner vor den Kameras.
Der Angeklagte versteckte sich hinter einem Ordner vor den Kameras. - Dpa

Täter schüchterte Kind ein

«Der Angeklagte stellte sich dem Jungen als Polizist vor, um ihn einzuschüchtern und möglichen Widerstand zu brechen», sagt Novak. Der Lebensgefährte der Mutter sei dabei gewesen - auch er habe sich an dem Kind vergangen.

Der Angeklagte nimmt die Vorwürfe am Mittwoch äusserlich regungslos zur Kenntnis. Seit vergangenen Dezember sitzt er, wie alle anderen Tatverdächtigen nach ihren Festnahmen auch, in Untersuchungshaft.

Das Landeskriminalamt bezeichnet die Verbrechen als schwerwiegendsten Fall des sexuellen Kindesmissbrauchs, den die Polizei im Südwesten je bearbeitet hat. Selbst erfahrende Ermittler seien an die Grenzen des Erträglichen geführt worden - auch wegen der Rolle der Mutter. Das Kind, das Opfer der Taten wurde, ist seit vergangenem Herbst in staatlicher Obhut und damit den Angaben zufolge in Sicherheit.

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