Stoltenberg in Kiew: Ukraines Platz ist in der Nato
Jens Stoltenberg stattet die Ukraine einen überraschenden Besuch ab. Dabei versprach er dem angegriffenen Land weitere Unterstützung beim Nato-Beitritt.
Das Wichtigste in Kürze
- Jens Stoltenberg ist am Donnerstag nach Kiew gereist.
- Der Nato-Generalsekretär betonte dabei einmal mehr, der Platz der Ukraine sei in der Nato.
- Diesen solle das Land auch im Laufe der Zeit einnehmen können.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der Ukraine bei einem überraschenden Besuch in Kiew weitere Unterstützung bei ihren Bemühungen um einen Beitritt zum Militärbündnis versprochen.
«Der Ukraine steht ein Platz in der Nato zu», sagte der 64-Jährige am Donnerstag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Mit Unterstützung der Nato werde sie diesen auch im Laufe der Zeit einnehmen können.
Stoltenberg verwies dabei auch auf ein bereits Anfang April angekündigtes Unterstützungsprogramm für den Weg zur geplanten Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Die auf mehrere Jahre angelegte Initiative soll dem Land die Anpassung an Bündnisstandards erleichtern und eine nahtlose Zusammenarbeit mit der Nato ermöglichen. Es sei «ein Beleg für das langfristige Engagement der Nato in der Ukraine» sagte Stoltenberg in Kiew.
Stoltenberg: Russische Aggression muss gestoppt werden
Eine genaue zeitliche Perspektive für den Beitritt der Ukraine gibt es bislang nicht. Stoltenberg hatte bei der Ankündigung des neuen Programms lediglich darauf verwiesen, dass es gemeinsame Position der Nato sei, dass die Ukraine Mitglied werde. Er spielte damit auf eine Gipfelerklärung aus dem Jahr 2008 ab. In ihr heisst es mit Blick auf die Ukraine und Georgien: «Wir haben heute vereinbart, dass diese Länder Mitglieder der Nato werden.»
Einen Beitritt der Ukraine in Kriegszeiten schloss Stoltenberg damals indirekt aus. So verwies er darauf, dass es eine Voraussetzung für die Nato-Mitgliedschaft sei, dass die Ukraine den Krieg als demokratische unabhängige Nation überstehe.
Zum Kriegsverlauf sagte Stoltenberg jetzt in Kiew: «Wir wissen nicht, wann dieser Krieg enden wird, aber wir wissen, dass die russische Aggression ein toxisches Verhaltensmuster ist, das gestoppt werden muss». Deshalb müssten die ukrainischen Streitkräfte weiter gestärkt werden und man müsse dafür sorgen, dass es robuste und kraftvolle Vorkehrungen für die Sicherheit der Ukraine gebe.
Nato-Hilfe von mehr als 150 Milliarden Euro
Nach Angaben von Stoltenberg haben die Nato-Staaten seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar vergangenen Jahres bereits mehr als 150 Milliarden Euro an Hilfe geleistet. «Die Alliierten liefern jetzt mehr Jets, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge», sagte Stoltenberg. All das mache heute einen echten Unterschied auf dem Schlachtfeld.
Nach Angaben der Nato besichtigte Stoltenberg bei seinem Besuch auch den Kiewer Vorort Butscha, der im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt war und wo später die Leichen Hunderter Zivilisten gefunden worden waren.
Selenskyj bedankte sich für die durch Stoltenberg persönlich ausgesprochene Einladung zum Nato-Gipfel in Vilnius im Juli. «Für die Staatsführer ist die Zeit gekommen, die Perspektive eines Nato-Beitritts für die Ukraine zu bestimmen», sagte der 45-Jährige. Die Ukraine benötige auf dem Weg zur Nato-Mitgliedschaft auch Sicherheitsgarantien durch die Militärallianz.
Die Ukraine wehrt seit knapp 14 Monaten mit westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab. Von der Nato erhält Kiew neben Waffen, Munition und Ausbildung auch Aufklärungsdaten. Eines der Kriegsziele Russlands ist die Verhinderung eines Nato-Beitritts der Ukraine.