Trotz des Rückritts der Regierung im Libanon reissen die Proteste nicht ab. In der nordlibanesischen Stadt Tripoli gingen am Samstag tausende Menschen auf die Strasse, wie eine AFP-Korrespondentin berichtete.
Protest in Tripoli
Protest in Tripoli - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Kleinere Aktionen auch in anderen Landesteilen.
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Auf dem zentralen Platz der Stadt schwenkten die Demonstranten libanesische Flaggen und hielten ihre Handys als Taschenlampen in die Höhe. Anschliessend stimmten sie die Nationalhymne an.

«Jeder heisst jeder», war auf einem Plakat in Anspielung auf die Rücktrittsforderungen an die gesamte politische Klasse zu lesen. Viele Protestteilnehmer reisten eigens aus verschiedenen Landesteilen zu der Kundgebung in Tripoli. «Ich bin nach Tripoli gekommen, um an ihrer Seite zu stehen, denn sie sind die Einzigen, die die Revolution fortführen», sagte der 38-jährige Raghid Schehajeb, der angab, aus der zentrallibanesischen Stadt Aley angereist zu sein.

In Tripoli lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung einer UN-Erhebung von 2015 zufolge an oder unterhalb der Armutsgrenze. 26 Prozent leben demnach in extremer Armut.

Die Regierung von Ministerpräsident Saad Hariri war am Dienstag nach fast zweiwöchigen Massenprotesten zurückgetreten. In der Hauptstadt Beirut hatten die Proteste seither an Dynamik verloren. Am Samstagabend gingen dort sowie in der südlichen Stadt Saida einige hundert Menschen auf die Strasse.

Der Libanon befindet sich seit langem in einer sozialen und wirtschaftlichen Krise. Der Kleinstaat ist massiv überschuldet und kämpft seit Jahren mit Problemen bei der Müllentsorgung sowie ständigen Stromausfällen. Libanons Präsident Michel Aoun rief nach dem Rücktritt der Regierung zur Bildung eines Expertenkabinetts auf.

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