Trumps Ukraine-Plan: Russland gewinnt Land – Europa muss mehr tun
US-Präsident Trump will den Ukraine-Krieg diplomatisch beenden. Russland soll Zugeständnisse erhalten, Europa mehr Verantwortung übernehmen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach Trump-Telefonaten mit Putin und Selenskyj rücken Verhandlungen näher.
- Geht es nach den USA, soll Russland Zugeständnisse erhalten.
- Als Verlierer aus den möglichen Verhandlungen drohen die Ukraine und Europa zu gehen.
Am Mittwoch telefonierte US-Präsident Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit erstmals erwiesenermassen mit Kreml-Chef Wladimir Putin.
Es habe ein «langes und sehr produktives» Telefonat gegeben, meldete Trump im Nachhinein. «Wir sind übereingekommen, sehr eng zusammenzuarbeiten und auch die Nationen des jeweils anderen zu besuchen.»
Wenig später sprach der US-Präsident mit Wolodymyr Selenskyj. Auch der ukrainische Präsident zeigt sich optimistisch, den Ukraine-Krieg auf diplomatischem Weg zu beenden.
«Wir glauben, dass die Stärke Amerikas gross genug ist, um gemeinsam mit uns und unseren Partnern Russland und Putin zu Frieden zu zwingen», sagte Selenskyj am Abend.
USA: Alte Ukraine-Grenzen «unrealistisch»
Nur: Sein Land wird voraussichtlich nicht als Gewinner aus den Verhandlungen gehen. Das lassen die Pläne der USA vermuten, die Verteidigungsminister Pete Hegseth am Mittwoch bei einem Ukraine-Treffen in Brüssel präsentiert hat.
Geht es nach den Vereinigten Staaten, ist die Wiederherstellung der ukrainischen Grenzen von vor 2014 ein «unrealistisches Ziel». Heisst: Russland würde Land gewinnen. Aktuell besetzt Russland rund 20 Prozent der Ukraine.
Ein weiterer Punkt, der Russland zugutekommt: Die Ukraine soll nicht der Nato beitreten dürfen. Damit ändern die USA unter Trump auch hier ihren Kurs.
Hegseth machte weiter klar, dass die europäischen Länder fortan deutlich mehr Verantwortung übernehmen sollen. Bisher waren die USA der grösste Unterstützer der Ukraine – sowohl finanziell als auch militärisch.
Dazu gehört etwa, dass die europäischen Länder einen höheren Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren. Als Beispiel solle Polen gelten, bei dem die Verteidigungsausgaben nun fünf Prozent des BIP betragen. Die bislang von der Nato vereinbarte Vorgabe beträgt zwei Prozent.
Grossbritannien versprach den USA daraufhin, deutlich mehr militärische Verantwortung zu übernehmen. Man habe den Aufruf gehört, sagte der britische Verteidigungsminister John Healey. «Das tun wir und werden wir tun.»
USA wollen sich auf China konzentrieren
US-Verteidigungsminister Hegseth sprach weiter von möglichen Friedenstruppen in der Ukraine – jedoch ohne US-Beteiligung. Auch hier soll die Verantwortung vor allem bei Europa liegen.
Hegseth machte in seiner Ansprache klar, dass Europa für die USA nicht mehr erste Priorität haben soll. Aus Sicht der Trump-Regierung soll der Ukraine-Krieg schnell beendet werden – dann gilt der Fokus dem Indopazifik und China.

Die neue Position der USA spielt vor allem Russland in die Hände. Europa hingegen sieht sich mit weniger US-Hilfe in einer geschwächten Position.
Aussenminister fordern Sicherheitsgarantien
Zudem drohen die Verhandlungen primär zwischen den USA und Russland zu verlaufen. Die Ukraine und Europa müssten aber an den Verhandlungen beteiligt sein, sagten die Aussenminister aus Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Spanien und Grossbritannien.
Die Ukraine sollte starke Sicherheitsgarantien erhalten, erklärten die Aussenminister. Zu einer starken transatlantischen Sicherheit gehöre ein gerechter und dauerhafter Frieden in der Ukraine.