Ölpreis-Kollaps belastet Aktien schwer
Ein historisch einmaliger Einbruch der Ölpreise hat am Dienstag den deutschen Aktienmarkt schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Das Wichtigste in Kürze
- Andere Ölpreise in den USA brachen sogar bis auf minus 55 Dollar ein.
Am Vorabend war der führende US-Ölpreis WTI auf minus 40 US-Dollar abgesackt.
Andere Ölpreise in den USA brachen sogar bis auf minus 55 Dollar ein. Angesichts dieser Turbulenzen zogen sich Investoren aus riskanten Anlageklassen zurück und Aktien gerieten unter Druck. Der deutsche Leitindex Dax büsste 3,99 Prozent auf 10.249,85 Punkte ein.
Die Öl- und Gasindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in den USA. Laut dem Branchenverband American Petroleum Institute beschäftigt sie mehr als zehn Millionen Menschen und trägt acht Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Analyst Damian Courvalin von Goldman Sachs sprach von einem «historischen Kollaps». Nie zuvor sei der WTI-Ölpreis an einem Tag so stark eingebrochen und nie zuvor sei er negativ gewesen.
Etwas besser als der Dax hielt sich der MDax der mittelgrossen Börsentitel mit einem Verlust von 2,28 Prozent auf 21.948,25 Punkte. Analyst Brian Singer von Goldman Sachs ergänzte: «Wir rechnen damit, dass in den kommenden Wochen zunehmend Ölquellen geschlossen werden». Am Ölmarkt klaffen derzeit Angebot und Nachfrage stark auseinander. Die Corona-Pandemie legt die ohnehin schon in billigem Öl schwimmende US-Wirtschaft lahm - die Öllager drohen überzulaufen. Sollte nun die US-Ölindustrie mit ihren vielen kleineren Unternehmen noch stärker unter Druck geraten, fürchten Experten eine Pleitewelle, die womöglich auch die Finanzbranche belasten könnte.
Im Dax standen die Papiere von SAP im Fokus, sie büssten 6,6 Prozent ein. Börsianer irritierte, dass Jennifer Morgan als Co-Chefin den Softwarekonzern verlassen hat und somit Christian Klein der alleinige Chef sein wird. Beide waren erst vor gut einem halben Jahr als Duo angetreten.
Angesichts der mit dem Ölpreis-Schock verbundenen Sorgen um die Lage der Weltwirtschaft gerieten vor allem konjunkturabhängige Werte unter Druck. Im Dax zeigte sich dies an den Aktien von Infineon, MTU und Volkswagen, die zwischen 6,6 und 8,1 Prozent einbüssten.
Aktien von Sartorius stiegen an der Spitze des MDax um 5,1 Prozent und erreichten ein Rekordhoch. Vor allem im Geschäft mit Produkten für die biopharmazeutische Industrie ist es für die Göttinger im ersten Quartal blendend gelaufen.
Ein weiterer Lichtblick im ansonsten tristen Börsenumfeld war ein Rekordhoch von Hellofresh. Der Versender von Kochboxen profitiert in der Coronakrise vom Trend, mehr zuhause zu kochen. Die Papiere gewannen 3,7 Prozent.
Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 büsste 4,06 Prozent auf 2791,34 Punkte ein. Der Londoner FTSE 100 verlor knapp 3 Prozent und der französische Cac 40 fast 4 Prozent. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial lag zum europäischen Börsenschluss mit knapp drei Prozent im Minus.
Der Euro legte leicht zu, am Abend kostete die Gemeinschaftswährung 1,0860 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Euro-Referenzkurs zuvor auf 1,0837 Dollar festgesetzt.
Am deutschen Anleihemarkt fiel der Rentenindex Rex um 0,19 Prozent auf 144,69 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,48 Prozent am Vortag auf minus 0,45 Prozent. Der Bund Future rückte am Abend um 0,23 Prozent auf 172,90 Punkte vor.