Ukraine bittet USA um mehr Militärhilfe
Kiew appelliert an Washington, während die internationale Unterstützung schwindet. Aussenminister Kuleba betont indessen den Willen der Ukrainer.
Angesichts des bröckelnden internationalen Rückhalts hat der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba insbesondere die USA um weitere Militärhilfen gebeten und den Kampfeswillen seiner Landsleute betont. «Was auch immer der Preis für die Unterstützung der Ukraine jetzt ist: Der Preis, im Falle einer ukrainischen Niederlage das Chaos in der Welt zu beseitigen, wird viel höher sein», sagte Kuleba dem US-Sender ABC News in einem Interview, aus dem am Montagabend (Ortszeit) Auszüge veröffentlicht wurden.
Auch unter schwersten Bedingungen werde sich die Ukraine Russland nicht ergeben, fügte der Minister hinzu: «Selbst wenn uns die Waffen ausgehen, werden wir mit Schaufeln kämpfen. Denn was für die Ukraine auf dem Spiel steht, ist die Existenz dieser Nation.» Für mögliche Friedensverhandlungen mit Russland müsse sein Land erst eine bessere Ausgangslage auf dem Schlachtfeld schaffen, sagte Kuleba.
Die Ukraine verteidigt sich seit mittlerweile knapp zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg und ist dabei auf internationale Solidarität angewiesen. Beim wichtigsten Unterstützer USA jedoch steckt die Gewährung neuer Militärhilfen in einem innenpolitischen Streit fest, was Kiew grosse Sorge bereitet.
EU-Wirtschaftskommissar fordert mehr Hilfe
In Brüssel, wo derzeit ebenfalls Ukraine-Hilfen stocken, pochte unterdessen EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni auf weitere Unterstützung für das osteuropäische Land. «Natürlich fordern wir auch die Unterstützung aller internationalen Partner», sagte er am Rande eines Treffens der EU-Finanzminister am Dienstag. Die wirtschaftliche Hilfe für die Ukraine sei nicht nur eine europäische Aufgabe.
Eigentlich hatte auf Ebene der EU-Mitgliedstaaten bereits beim Gipfeltreffen im Dezember ein neues Ukraine-Hilfsprogramm über 50 Milliarden Euro für die kommenden vier Jahre vereinbart werden sollen. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verhinderte den Beschluss jedoch mit einem Veto.
Für den 1. Februar ist nun ein EU-Sondergipfel zum weiteren Vorgehen geplant. In Brüssel wird gehofft, dass Ungarn spätestens dann seinen Widerstand aufgeben wird.