UN: Folter von Kriegsgefangenen auf russischer und ukrainischer Seite

Keystone-SDA
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Genève,

Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sollen laut der UN in russischen sowie ukrainischen Lagern Gefangene misshandelt worden sein.

Gefangengenommene ukrainische Kämpfer in Mariupol
Gefangengenommene ukrainische Kämpfer in Mariupol - Russian Defence Ministry/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Verschiedene Gefangene im Ukraine-Krieg haben über ihre Erlebnisse berichtet.
  • Auf beiden Seiten sollen sie gefoltert und geschlagen worden sein, so die UN.

Im russischen Krieg gegen die Ukraine sind Kriegsgefangene nach Erkenntnissen von UN-Menschenrechtsexperten gefoltert und misshandelt worden. Das soll auf russischer und auf ukrainischer Seite passiert sein.

Das berichtete die Leiterin der UN-Menschenrechtsdelegation in der Ukraine, Matilda Bogner, am Dienstag aus Kiew zugeschaltet in Genf.

Bogner gab Berichte der Gefangenen wieder, die die Misshandlungen und Folter detailliert schilderten. «Das Verbot von Folter und Misshandlung ist absolut, selbst – oder besser besonders – in Zeiten bewaffneter Konflikte», sagte Bogner.

Elektroschocks im Gesicht

Ein ukrainischer Gefangener, der von mit Russland verbündeten Konfliktparteien festgehalten wurde, berichtete über seine Zeit in Gefangenschaft. Er sei mit Elektroschocks an Nase und Genitalien gefoltert worden.

Ukraine Krieg
Gefangene Russen arbeiten in einem Gefangenenlager in der Ukraine. - Twitter

Auf der anderen Seite habe es glaubhafte Berichte über die Tötung von Menschen gegeben. Diese sollen zu der Zeit nicht in Kampfhandlungen gewesen sein, ebenso wie Misshandlungen bei der Gefangennahme und dem Transport.

Wie viele Kriegsgefangene beide Seiten genommen haben, wusste Bogner nicht. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) bemüht sich seit Monaten um ungehinderten Zugang zu den Menschen. Das IKRK soll über die Einhaltung Genfer Konventionen wachen, die unter anderem die humane Behandlung von Kriegsgefangenen vorschreiben.

Geschlagen bei Festnahme

Bogner sagte, nur die ukrainische Seite habe den Expertinnen und Experten Zugang zu gefangenen Soldaten gewährt. Mit ukrainischen Gefangenen hätten die Experten nach ihrer Freilassung aus russischem Gewahrsam gesprochen.

Die Delegation hat in den vergangenen Monaten 159 Kriegsgefangene, darunter 20 Frauen, gesprochen. Diese wurden von Russland oder verbündeten Konfliktparteien festgehalten. In ukrainischer Gefangenschaft wurde mit 175 Männern gesprochen.

Viele Ukrainer berichteten, dass sie bei der Festnahme geschlagen wurden. Sie seien in Lastwagen gepfercht und teils mehr als einen Tag ohne Wasser oder Zugang zu Toiletten transportiert worden. Einige sagten, sie seien in Lagern geschlagen, bedroht, eingeschüchtert, erniedrigt, sexuell misshandelt oder von Hunden attackiert worden.

Tote in Gefangenenlager

Dies sei vor allem in Gefangenenlagern in Russland passiert, sagte Bogner. In einem Lager sollen im April acht Menschen gestorben sein. Einige Frauen berichteten von Stromschlägen und Schlägen oder wurden gezwungen, nackt von Raum zu Raum zu laufen.

Russen wurden in ukrainischer Gefangenschaft nach eigenen Angaben geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert. Viele sagten, sie seien teils nackt auf Lastwagen transportiert worden, mit ihren Händen hinter dem Rücken gefesselt. Die Misshandlungen passierten nach Angaben von Bogner vor allem bei der Festnahme und im Transport. In Gefangenenlagern seien die Menschen angemessen behandelt worden.

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