US-Historiker: Deutschland «wichtigste Demokratie der Welt»
US-Historiker Timothy Snyder fordert mehr Eigeninitiative von Europa und warnt vor den Auswirkungen der Bundestagswahl.
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Der US-Historiker Timothy Snyder hat die Europäer zu deutlich mehr eigener Tatkraft ermahnt. «Es gibt eine europäische Gewohnheit abzuwarten, was die Amerikaner tun, oder was die Russen tun. Die muss Europa dringend überwinden», sagte Snyder dem Magazin «Stern» nach den scharfen Attacken von US-Präsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz.
Snyder warnte: «Die Europäer lähmen sich selbst, wenn sie weiter davon ausgehen, sie könnten nichts ausrichten, solange unklar ist, was Amerika und Russland tun.»
Snyder sagte, Vance, der den Verbündeten eine Gefährdung von Demokratie und Meinungsfreiheit vorgeworfen hatte, habe die Rede «eines Imperialisten gehalten», der in Deutschland und der gesamten EU den Rechtsstaat aushöhlen will.
Bedeutung des Bundestages für Weltordnung
Auf eine Frage hin, ob den Deutschen die Bedeutung der Neuwahl des Bundestages am kommenden Wochenende bewusst sei antwortete er: «Was ich sagen kann: Deutschland ist heute die wichtigste Demokratie der Welt». Und fügte hinzu: «Was bei diesen Wahlen passiert wird enorme Auswirkungen auf den Rest der Welt haben».
Niemand wisse sicher, ob auf ein Abkommen zwischen Trump und Wladimir Putin Verlass wäre. Snyder sagte: «Trump und Putin sind wie zwei Schlangen, die sich ineinander verschlungen haben. Ein faszinierendes Spektakel. Man sieht ihnen gebannt zu und weiss nicht recht: Kämpfen sie oder liebkosen sie einander?»