In Belarus sind erneut Menschen aus Protest gegen Machthaber Alexander Lukaschenko auf die Strassen gegangen. Dabei gingen Sicherheitskräfte teilweise brutal gegen die Demonstranten vor.
Polizisten nehmen einen Demonstranten in Minsk fest. Foto: Uncredited/AP/dpa
Polizisten nehmen einen Demonstranten in Minsk fest. Foto: Uncredited/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Begleitet von einem grossen Polizeiaufgebot hat es in Belarus (Weissrussland) vereinzelt neue Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko gegeben.
Ad

Dabei gingen Sicherheitskräfte bei Festnahmen teilweise brutal vor, wie Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zeigten. Das Menschenrechtszentrum Wesna listete bis zum Abend die Namen von mehr als 170 Festgenommenen auf. In einem Video war zu sehen, wie schwarz gekleidete Einsatzkräfte einen Mann auf einer Wiese zu Boden drückten und Frauen dazwischen gingen.

In Aufrufen waren die Proteste zuvor noch als erste grössere Aktionen der Opposition in diesem Jahr angekündigt worden. In Medienberichten war zunächst jedoch keine Rede von Menschenansammlungen in der Hauptstadt Minsk oder anderen Städten. Die Opposition rief deshalb zu kleinen dezentralen Aktionen auf. Es seien wahllos Passanten etwa an Bushaltestellen festgenommen worden, hiess es. Darunter seien mehrere Medienvertreter gewesen, teilte der Journalistenverband mit. Betroffen war auch ein Korrespondent der Deutschen Welle (DW). Nicholas Connolly sei am Nachmittag bei Dreharbeiten verhaftet und rund fünf Stunden festgehalten worden, teilte die Deutsche Welle am Samstagabend mit. Es sei bereits die zweite Festnahme Connollys innerhalb einer Woche gewesen.

Über den Winter hatte es keine grösseren Protestaktionen mehr gegeben - auch aus Angst vor Polizei-Gewalt. Erst am Donnerstag gingen zum sogenannten Tag der Freiheit erstmals wieder Hunderte Menschen gegen Lukaschenko auf die Strasse. Die Behörden sprachen von mehr als 200 Festnahmen. Ermittelt wurde danach zudem gegen Autofahrer, die aus Solidarität mit den Demonstranten auf der Strasse gehupt hatten.

Nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August hatten Hunderttausende Menschen den Rücktritt Lukaschenkos und Neuwahlen gefordert. Die Polizei ging brutal gegen Demonstranten vor und nahm Zehntausende fest. Der als «letzter Diktator Europas» kritisierte Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Er stützt sich auf Russland als Verbündeten.

Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die von der Opposition als wahre Siegerin der Präsidentenwahl angesehen wird, warb am Samstag erneut für Verhandlungen mit der autoritären Führung unter internationaler Vermittlung. So könne ein «friedlicher Ausweg aus der Krise in Belarus» gefunden werden, schrieb sie bei Telegram. Mehr als 750.000 Menschen hätten bereits auf einer eigens eingerichteten Online-Plattform für den Beginn solcher Verhandlungen gestimmt.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ProtestOppositionAngstGewaltEU