Vogue-Chefredaktor: «Taxis halten nicht, weil ich Schwarz bin»

Nicola Wittwer
Nicola Wittwer

Grossbritannien,

Edward Enninful ist seit fünf Jahren Chefredaktor der britischen Vogue. Der Ghanaer wird trotz privilegiertem Leben in England noch immer Opfer von Rassismus.

Edward Enninful
Laut dem Chefredaktor der britischen Vogue, Edward Enninful, halten Taxis bei ihm aufgrund seiner Hautfarbe nicht an. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Der britische Vogue-Chefredaktor Edward Enninful erzählt von Rassismus ihm gegenüber.
  • Es müsse jeweils sein weisser Assistent ein Taxi rufen, da es sonst öfters nicht anhalte.
  • Bereits in seinem eigenen Büro wurde der 50-jährige Ghanaer Opfer von «Racial Profiling».

Wenn Edward Enninful ein Taxi anhalten will, fährt dieses offenbar nicht selten an ihm vorbei. Der Chefredaktor der britischen Vogue muss sich noch immer an seinen Assistenten wenden, um ein Taxi aufzugreifen.

Wieso? Enninful ist im Gegensatz zu seinem Assistenten ein Schwarzer Mann. Was mittlerweile eigentlich undenkbar sein sollte, geschieht Enninful zufolge noch immer.

Edward Enninful
Edward Enninful ist seit 2017 – und als erste dunkelhäutige Person – Chefredaktor der britischen Vogue. - Keystone

Der mittlerweile 50-jährige Ghanaer erzählte von seinen Erlebnissen bei einem Event zu seinem neu erschienen Memoiren: «Mein Assistent muss immer noch ein Taxi rufen – trotz der Position, in der ich mich befinde.»

Er sei «ein Schwarzer Mann in der Welt», so Enninful. «Es war nicht das erste Mal, dass das passiert ist, und es wird auch nicht das letzte Mal sein.»

Opfer von «Racial Profiling»

Bereits vor zwei Jahren berichtete der langjährige «Fashion Director» des Magazins «i-D», Opfer von «Racial Profiling» geworden zu sein. Dabei verurteilt jemand sein Gegenüber basierend auf äusserlichen Merkmalen und Stereotypen.

Beispiel: Die Taxifahrer wollen ihn aus auf Vorurteilen basierenden, rassistischen Gründen nicht im Auto haben.

Wurden Sie bereits Zeuge von «Racial Profiling»?

Den scheinbar verrückteren Fall erlebte der Ghanaer in seinem eigenen Büro. Als Chefredaktor sei ihm von einem Sicherheitsangestellten einst gar der Zutritt zum Vogue House in London verweigert worden.

Edward Enninful Vogue
Eine Berühmtheit und dennoch Opfer von «Racial Profiling»: Edward Enninful, Chefredaktor der britischen Vogue. - Keystone

Der Mann hatte Enninful zuvor nicht erkannt und forderte ihn auf, den Hintereingang zu nehmen. Denjenigen, der meistens offenbar von Handwerkern benutzt wird.

Der Sicherheitsangestellte wurde unmittelbar nach dem Vorfall mit Enninful entlassen.

«Als diese Vorfälle passierten, wurde mir klar: Vergiss nicht, wer du bist, vergiss nicht, woher du kommst», wird Enninful von der «Daily Mail» zitiert. Er erinnert sich gleichzeitig: «Halte dich nicht für so toll, dass dich das alles nicht berühren kann».

Mit 16 im Zug entdeckt

Edward Enninful hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich. Geboren in Ghana, verliess er das Land in jungem Alter zusammen mit seiner Familie in Richtung London. Im Alter von 16 Jahren wurde er in einem Zug von einem Stylisten entdeckt und in die Mode-Welt gebracht.

Kurz nach seinem 18. Geburtstag wurde Enninful bereits der Posten des «Fashion Director» beim Magazin «i-D» offeriert. Der Ghanaer wurde so zum Jüngsten, der jemals eine solche Position bei einem internationalen Magazin innehatte.

Edward Enninful Vogue
Edward Enninful (l) und sein Ehemann Alec Maxwell an der Met Gala 2022. - Keystone

Weil er dazu aber öfters an der Universität fehlte, setzte ihn sein Vater vor die Tür. Die beiden sprachen in der Folge 15 Jahre nicht miteinander. Enninful litt unter Depressionen und ist dazu seit 14 Jahren ein «Anonymer Alkoholiker».

Nach «i-D» und weiteren Stationen bei namhaften Mode-Blättern übernahm der 50-Jährige 2017 bei der britischen Vogue den Platz des Chefredaktors. Als erste nicht-weisse Person.

Mittlerweile wird vermutet, er könne bald auch den Chefposten bei der amerikanischen Vogue übernehmen. Dort hat seit 1988 Mode-Ikone Anna Wintour das Sagen.

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