Warum die Altpapier-Entsorgung bald teurer werden könnte

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Deutschland,

Die Altpapiertonnen quellen über, doch Geld verdienen lässt sich damit kaum noch. Der Online-Bestell-Boom könnte indirekt unangenehme Folgen haben - für die Geldbörse jedes Einzelnen.

Der zunehmende Online-Handel macht sich bei der Müllentsorgung deutlich bemerkbar. In den Altpapier-Tonnen befinden sich hauptsächlich Paketkartons. Foto: Alexandra Schuler/dpa
Der zunehmende Online-Handel macht sich bei der Müllentsorgung deutlich bemerkbar. In den Altpapier-Tonnen befinden sich hauptsächlich Paketkartons. Foto: Alexandra Schuler/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Sie sind eckig, hellbraun und stapeln sich in so manchem Eckladen, der früher bloss Bier und Brause verkaufte, bis unter die Decke.

Die Rede ist von Paketen.

Päckchen, in denen wir uns längst nicht mehr nur Schuhe oder Handys liefern lassen, sondern Lebensmittel, Kopfschmerztabletten und was die Weiten des Netzes noch alles anpreisen. Ist die Ware ausgepackt, landet der Karton in der Tonne - und das wird zunehmend zum Problem.

Probleme beim Export von Altpapier

Was für den Verbraucher Abfall ist, war für die Müllbranche über lange Jahre ein wertvoller Rohstoff, mit dem sich gutes Geld verdienen liess - bis der Hauptabsatzmarkt China die Tore 2018 dicht machte. Mittlerweile haben die Chinesen extrem rigide Vorschriften für Einfuhren. Für 2020 rechnen Experten nochmals mit einer Verschärfung der Situation. Laut Statistischem Bundesamt ist der Grosshandelspreis für Altpapier in den vergangenen fünf Jahren um knapp 30 Prozent gesunken.

Hierzulande stellt man sich nun die Frage: Wohin mit dem ganzen Altpapier? Zwar wird in deutschen Papierfabriken eine Menge recycelt, aber: «Ohne Export geht es nicht», sagt Thomas Braun vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, in dem sich etliche mittelständische Unternehmen vereinigen. Zwar lote man Länder wie Indonesien oder Vietnam bereits als alternative Absatzmärkte aus. Doch vom Aufatmen ist die Branche weit entfernt.

Gebührenerhöhungen unausweichlich

Bislang konnten die Unternehmen durch das Altpapier ihre Kosten für die Entsorgung vor Ort querfinanzieren. Da sie auf diese Erlöse nicht mehr setzen können, fehlt das Geld. «Sollte die aktuelle Marktlage anhalten, sehe ich Gebührenerhöhungen als unausweichlich an», meint Braun. «Die Frage ist nur: In welcher Höhe?»

Einzelne Beispiele gibt es bereits: So erhebt etwa der Kreis Höxter seit Jahresbeginn ab einer bestimmten Zahl von Altpapiertonnen Extragebühren. «Die Lage hat sich in den letzten Monaten deutlich verschärft», meint Patrick Hasenkamp, Präsident des Verbandes Kommunaler Unternehmen (VKU), die in etlichen deutschen Gemeinden dafür sorgen, dass sich die Tonnen regelmässig leeren.

Was in der durchschnittlichen Altpapiertonne drin ist, hat sich extrem verändert: Während der Papiermüll abnimmt, weil immer weniger Menschen Zeitungen oder Zeitschriften lesen, nimmt die Menge an Kartons stetig zu. «Man spürt deutlich den Amazon-Effekt», meint Braun. Dem VKU zufolge machen Kartons mittlerweile ein Drittel der Masse und sogar zwei Drittel des Volumens aus.

Zu wenig Geld für Duales System?

Seit Anfang 2019 müssen Händler nach dem neuen Verpackungsgesetz einen finanziellen Beitrag dazu leisten, dass ihre Verpackungen entsorgt werden. Diese Beiträge fliessen vor allem dem Grünen Punkt zu, offiziell benannt als Duales System Deutschland. Die kommunalen Entsorger fordern, einen grösseren Anteil ihrer Kosten vom Grünen Punkt erstattet zu bekommen, als das bisher der Fall ist. Streitpunkt ist, ob dafür die Altpapiermasse ausschlaggebend ist oder das Volumen, das das Altpapier in der Tonne ausmacht.

Das Unternehmen ist der Meinung, bereits einen ausreichend grossen Anteil zu stemmen. In der Vergangenheit seien «von kommunaler Seite exorbitant hohe Forderungen gestellt» worden, heisst es von einem Sprecher.

Wie dieser Streit ausgeht, könnte für Verbraucher grössere Konsequenzen haben, als es auf den ersten Blick scheinen mag: Geraten die Entsorger der Städte weiter unter Druck, dürften sie irgendwann nicht mehr drum herum kommen, auch die Bürger stärker zur Kasse zu bitten.

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