Weitere Rentenproteste in Frankreich – Zulauf schrumpft
Am Donnerstag sind in Frankreich erneut mehr als eine halbe Million Menschen gegen die bereits beschlossene Rentenreform auf die Strasse gegangen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Behörden-Angaben waren 570'000 Demonstranten in mehreren Städten unterwegs.
- Die Gewerkschaften sprachen sogar von knapp zwei Millionen Teilnehmern.
In Frankreich sind erneut mehr als eine halbe Million Menschen gegen die bereits beschlossene Rentenreform auf die Strasse gegangen. Nach Angaben der Behörden beteiligten sich am Donnerstag in verschiedenen Städten insgesamt 570'000 Menschen an Demonstrationszügen gegen die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre.
Die Gewerkschaften sprachen sogar von knapp zwei Millionen Teilnehmern. Im Vergleich zu früheren Protesttagen ging die Beteiligung jedoch zurück. Am nächsten Donnerstag soll es wieder Kundgebungen und Streiks geben. In Grossstädten wie Paris, Lyon und Nantes kam es abermals zu Ausschreitungen.
Auch Brände wurden gelegt. Die Polizei ging mit Tränengas gegen Randalierer vor. Nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin wurden 154 Polizisten verletzt, einige davon schwer. Landesweit gab es 111 Festnahmen. Berichten zufolge versperrten Demonstranten an manchen Stellen auch den Zugang zum Pariser Grossflughafen Charles de Gaulle.
Rentenreform mittlerweile beschlossen
In der Hauptstadt drangen Gegner der Reform in eine Bankfiliale und den Sitz einer Investment-Gesellschaft ein. Auf Videos war zu sehen, wie sie Leuchtkörper abbrannten. «Es braucht Geld, um unser Rentensystem zu finanzieren. Hier gibt es welches», rief ein Sprecher der Eisenbahner-Gewerkschaft CGT Cheminots der Zeitung «Le Parisien» zufolge ins Megafon. «Anstatt zwei Lebensjahre von den Arbeitnehmern zu nehmen, sollte Macron es hier suchen.»
Die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron ist mittlerweile beschlossen. Die Mitte-Regierung will damit ein Loch in der Rentenkasse verhindern. Die Gewerkschaften und grosse Teile der Opposition lehnen sie als ungerecht ab. Derzeit liegt das Eintrittsalter bei 62 Jahren. Tatsächlich beginnt der Ruhestand im Schnitt aber später: Wer für eine volle Rente nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Rente ohne Abschlag – dies will die Regierung beibehalten.
Noch ist die Rentenreform nicht in Kraft getreten. Macron will, dass dies bis zum Jahresende geschieht. Derzeit wird das Vorhaben vom Verfassungsrat geprüft. Der Conseil Constitutionnel kann die Reform in Teilen oder vollständig kippen oder für verfassungskonform erklären. Am Freitag nächster Woche will er seine Entscheidung bekannt geben.