Coronavirus: Hamsterkäufe und abgesagte Veranstaltungen
Weitere Menschen haben sich in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert - der Schwerpunkt liegt weiter in NRW. In manchen Regionen bleiben Kitas und Schulen geschlossen. In Supermärkten kommt es zu Hamsterkäufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Menschen in Deutschland bekommen die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus immer stärker zu spüren.
Besonders in Nordrhein-Westfalen breitet sich der Erreger Sars-CoV-2 aus, einige Schulen und Kindergärten sind geschlossen.
Die Lebensmittelhändler verzeichnen eine gestiegene Nachfrage nach bestimmten Produkten. Der Restaurantführer Guide Michelin hat die für Dienstag geplante Sterneverleihung in Hamburg wegen des neuartigen Coronavirus abgesagt - wegen der gesundheitlichen Risiken für die Teilnehmer. Das Nachbarland Frankreich hat wegen des neuartigen Coronavirus alle Grossveranstaltungen mit mehr als 5000 Menschen untersagt.
Für ganz Deutschland zählte das Robert Koch-Institut bis Samstagvormittag 66 nachgewiesene Infektionen, weiterhin hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zusätzliche Fälle wurden im Laufe des Tages von Behörden in einigen Bundesländern gemeldet. Betroffen sind auch Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Hamburg beziehungsweise Schleswig-Holstein.
In NRW gab es bis Samstag mehr als 60 bestätigte Fälle der Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 - darunter nach Angaben des Kreises Heinsberg auch vier Kinder einer Kita. In der derzeit wegen des Coronavirus geschlossenen Einrichtung arbeitet eine an Covid-19 erkrankte Frau als Erzieherin. Insgesamt besuchen 114 Kinder die Kita. Rund 100 Jungen und Mädchen machten den Test mit.
Allein im Kreis Heinsberg haben sich 60 Personen mit Sars-CoV-2 infiziert, hinzu kommen Einzelfälle aus mehreren Teilen des Landes. Allesamt haben sie einen Bezug zum Kreis Heinsberg. Eine Karnevalsveranstaltung Mitte Februar gilt als Beginn der Infektionskette. In dem Kreis sind rund 1000 Personen noch in häuslicher Quarantäne, die für zwei Drittel ab Sonntag enden soll.
Das Virus erreichte auch die Millionenstadt Köln, daneben wurden auch aus Bonn, dem Sauerland und dem Raum Aachen Fälle gemeldet. Einige Schulen werden am Montag nicht öffnen. Viele Krisenstäbe tagen, Kommunen melden Verdachtsfälle, Erkrankungen oder Vorsichtsmassnahmen - oft verbunden mit der Botschaft: nicht in Panik verfallen.
In Baden-Württemberg hat das Innenministerium neben Kindern, Schülern, Lehrern und vielen Beamten nun auch Polizisten empfohlen, vorsorglich zu Hause bleiben, wenn sie sich zuletzt in einem Risikogebiet für das neuartige Coronavirus aufgehalten haben. Die Beamten würden vom Dienst freigestellt, bis ihr Gesundheitszustand zweifelsfrei geklärt sei. Risikogebiete sind nach Ministeriumsangaben die norditalienische Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Region Venetien sowie Teile Chinas, des Irans und Südkoreas.
Die Kirchen haben die Gläubigen vor den Gottesdiensten am Sonntag zu erhöhter Vorsicht und Achtsamkeit wegen des neuartigen Coronavirus aufgerufen. Angesichts der weiteren Ausbreitung des Erregers empfahl die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihren Gemeindemitgliedern, etwa beim Abendmahl nicht aus ein und demselben Kelch zu trinken.
Wegen des Virus Sars-CoV-2 wurden unterdessen zahlreiche Veranstaltungen abgesagt. Unter anderem cancelte der Restaurantführer Guide Michelin die für kommende Woche geplante Sterneverleihung in Hamburg. Starköche sollen nun auf digitalem Weg ausgezeichnet werden.
Mehrere Fachmesse wurden zudem verschoben, darunter «Pro Wein», «Beauty» und «Top Hair» in Düsseldorf sowie in Köln die Fitnessmesse Fibo und die Kölner Eisenwarenmesse. Am Freitag war bereits die weltgrösste Reisemesse, die ITB in Berlin, abgesagt worden. Auch der Autosalon im schweizerischen Genf findet nicht statt, ebenso fällt die Spieleentwickler-Konferenz GDC in San Francisco aus.
Frankreich untersagte am Samstag sogar alle Grossveranstaltungen mit mehr als 5000 Menschen. Diese Entscheidung sei vom Verteidigungs- und Ministerrat getroffen worden, teilte Gesundheitsminister Olivier Véran am Samstag in Paris mit. Auch der Halbmarathon in der französischen Hauptstadt am Sonntag fällt dem Verbot zum Opfer. Von dem Verbot seien vor allem Veranstaltungen in geschlossenen Räumen betroffen und einige Sportevents. Ausgenommen seien Veranstaltungen in Stadien - wie etwa Fussballspiele.
In den Supermärkten in Deutschland greifen die Kunden vermehrt zu langlebigen Lebensmitteln und Getränken. Auch Regale mit Reinigungstüchern oder Desinfektionsmitteln waren leer. Nach Einschätzung des Handels drohen deswegen aber keine Engpässe. Die Lieferstrukturen seien effizient und gut vorbereitet, die Versorgung der Bevölkerung gewährleistet, sagte der Sprecher des Handelsverbands Deutschland, Kai Falk, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
Auch im Ausland steigt die Zahl der Infizierten weiter. Laut RKI haben sich die Fälle bis Samstag weltweit auf mehr als 85.000 Infizierte in knapp 60 Ländern erhöht. Die Weltgesundheitsorganisation zählte mehr als 50 Länder. Ein Teil der Betroffenen ist längst wieder geheilt oder hatte keine oder kaum Symptome. Auch überstandene Infektionen bleiben in der Statistik allerdings weiter erfasst. In Europa sind nach RKI-Angaben rund zwei Dutzend Länder betroffen.
Italien verzeichnet mit rund 1000 Infizierten bis Freitag den grössten Ausbruch von Sars-CoV-2 in Europa. 21 Menschen sind an der Erkrankung Covid-19 in dem Land bereits gestorben - besonders viele im Norden. Wie bereits am vergangenen Wochenende verschob die italienische Fussballliga einige Partien der Serie A - unter anderem das Spitzenspiel zwischen Tabellenführer Juventus Turin und dem aktuell Drittplatzierten Inter Mailand. Ebenso wurde in Norditalien das Internationale Journalismus Festival in Perugia abgesagt.
Die meisten Sars-CoV-2-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, hiess es vom RKI. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.