Wladimir Putin: Experten erklären seine Weltraum-Atomwaffenpläne
Wladimir Putin soll laut US-Medienberichten Atomwaffen im All planen. Experten sehen darin einen Versuch, sich weiter als Weltmacht zu positionieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Berichten zufolge möchte Putin ein neues nukleares Weltraumwaffensystem entwickeln.
- Damit könnten im All wichtige Satellitengruppen zerstört werden.
- Laut Experten möchte sich Russland damit weiter als Weltmacht positionieren.
Dem US-Geheimdienst sollen Informationen vorliegen, nach denen Russlands Regierung einen Ausbau eines nuklearen Weltraumwaffensystems plant.
Zuletzt hatte der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Turner, mit einer kryptischen Stellungnahme für Unruhe gesorgt. Turner nannte die Situation «eine ernsthafte Bedrohung der nationalen Sicherheit». Ebenfalls forderte er eine offene Kommunikation von US-Präsident Joe Biden und rief zu Gegenmassnahmen auf.
Mehrere Abgeordnete des Repräsentantenhauses reagierten entschärfend auf Turners Alarmschlag. Da es sich bei der Situation zurzeit lediglich um Pläne Putins handle, bestehe aktuell keine konkrete Gefahr.
Wladimir Putin will militärische Macht erweitern
Für HSG-Russlandexperte Ulrich Schmid sind Putins Gründe der Rüstungsplanung im Weltraum klar: «Der Kreml verfolgt seit längerem das Ziel, seine militärischen Fähigkeiten zu Land, zu Wasser und in der Luft um eine vierte Dimension zu erweitern.»
Nun soll also die russische Militärposition auch im All gesichert werden.
Atomwaffenexperte Stephen Herzog von der ETH Zürich sieht die politische Bedeutung der Pläne von Wladimir Putin. Aktuell hätte Russland bereits sogenannte «hit-to-kill»-Waffen, die einzelne Satelliten zerstören könnten. 2021 seien diese schon erfolgreich getestet worden.
Mit dem Ausbau eines nuklearen Weltraumwaffensystems könnten ganze Satellitengruppen zerstört werden. Dies hätte eine Auswirkung auf die Lage im Ukraine-Krieg. Die Ukraine beziehe viele militärische Informationen über diverse westliche Satellitenkonstellationen. Im Falle eines Angriffs im All könnte sich Russland einen klaren Vorteil verschaffen, so Herzog.
Mit Atomwaffen in der Erdumlaufbahn könnte Moskau auch den US-Geheimdienst bedrohen. Die Infrastruktur des Geheimdienstes befindet sich auf Satelliten, die sich ebenfalls auf der Erdumlaufbahn bewegen und damit angreifbar würden. Mit den bisherigen militärischen Mitteln könne Russland diese Geheimdienstsatelliten nicht erreichen, erklärt der ETH-Experte.
Internationale Folgen
Falls es zu Waffenangriffen im All kommt, treibe Wladimir Putin ein «gefährliches Spiel», sagt Stephen Herzog. Durch nukleare Explosionen würden viele Satelliten beschädigt werden, auch solche, die nicht in Schusslinie wären. Ebenso könne schädlicher Weltraumschrott entstehen. Damit würden die Russen gegen internationale Vereinbarungen verstossen.
Allfällige Unruhen im Weltall könnten auch der Schweiz zum Verhängnis werden. Teile der Wirtschaft und des Militärs sind aktuell von Weltraumtechnologien abhängig, die durch russische Atomangriffe beschädigt werden könnten.
Zudem könnte Russland ein Rüstungswettkampf mit den USA drohen, so Ulrich Schmid: «Die USA werden ihre Gegenmassnahmen zur militärischen Sicherung des Weltalls verstärken.»