Die Corona-Krise schlägt voll auf den Arbeitsmarkt durch: Die Zahl der Arbeitslosen stieg von März auf April um über 300.000, die Arbeitslosenquote auf 5,8 Prozent.
Agentur für Arbeit in Berlin in Vor-Corona-Zeiten
Agentur für Arbeit in Berlin in Vor-Corona-Zeiten - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurzarbeitsanträge für rund zehn Millionen Arbeitnehmer eingereicht .
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Zugleich stellten Unternehmen Anträge auf Kurzarbeit für gut zehn Millionen Arbeitnehmer - «eine nie dagewesene Zahl», wie der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, sagte. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) betonte, die «Tragfähigkeit des Systems» sei gegeben.

«Erstmals in einem April» seien Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gestiegen, erklärte die BA. Die Arbeitslosenzahl wuchs um 308.000 auf 2,644 Millionen. Im Vergleich zum April 2019 waren das 415.000 Arbeitslose mehr. Die Quote kletterte im Vormonatsvergleich um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent.

Dazu kommt: «Die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern ist regelrecht eingebrochen», sagte Scheele. Im April waren demnach 626.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet, das waren 169.000 weniger als vor einem Jahr. Besonders stark ging die Nachfrage in den Bereichen Zeitarbeit und Verarbeitendes Gewerbe zurück, ebenso im Gastgewerbe und im Bereich Verkehr und Logistik.

Die Unternehmen nutzen aber massiv das Kurzarbeitergeld, um Arbeitskräfte zu halten. Die Bundesregierung hatte wegen der Ausbreitung des Coronavirus im Eilverfahren Verbesserungen beim Kurzarbeitergeld beschlossen, die rückwirkend bereits ab 1. März gelten; inzwischen wurden weitere Aufstockungen vereinbart.

Im März und bis zum 26. April wurden bei den Arbeitsagenturen 751.000 Anzeigen für insgesamt 10,1 Millionen Arbeitnehmer erfasst, teilte die BA mit. «Das heisst aber nicht, dass diese Menschen schlussendlich auch alle kurzarbeiten werden», betonte Behördenchef Scheele. Es sei aber nichts desto trotz eine im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten eine nie dagewesene Zahl.

In der Finanz- und Wirtschaftskrise waren im Jahr 2009 Kurzarbeitsanzeigen für 3,3 Millionen Menschen eingegangen. 1,4 Millionen Menschen bezogen damals schliesslich Kurzarbeitergeld.

Arbeitsminister Heil betonte in Berlin, dass die Arbeitslosigkeit «ohne das bewährte Instrument der Kurzarbeit» noch stärker gestiegen wäre. In der Gastronomie liege der Anteil der angemeldeten oder tatsächlich vollzogenen Kurzarbeit bei 93,1 Prozent der Beschäftigten, in der Automobilbranche bei 86 Prozent.

Zur Finanzierung könnten laut Heil auch Steuermittel herangezogen werden. Zwar sei die Bundesagentur für Arbeit mit einer Rücklage von 26 Milliarden Euro in die Krise gegangen und diese Mittel würden «länger reichen». Dennoch müsse der Bund später möglicherweise Liquiditätshilfen aus dem Haushalt zuschiessen. Beitragserhöhungen für die Arbeitslosenversicherung stünden aber vorerst nicht an.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) lobte die Verbesserungen bei der Kurzarbeit; «sie werden dringend gebraucht», erklärte Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Sie forderte aber: «Für diejenigen, die bereits seit vier Wochen Einkommensausfälle von bis zu 40 Prozent schultern, müssen die Hilfen schneller und nicht erst nach Monaten kommen.» Gerade bei niedrigen Löhnen und dann, wenn es keine tarifliche Aufstockung gebe, reiche das Geld oft kaum, um über die Runden zu kommen.

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