Zehntausende demonstrieren in Deutschland gegen Rassismus
Zehntausende Menschen in Deutschland haben am Samstag gegen Rassismus und Polizeigewalt demonstriert.
Das Wichtigste in Kürze
- In ganz Deutschland haben zehntausende Menschen gegen Rassismus demonstriert.
- Viele der Demonstranten waren dunkel gekleidet.
Allein am Berliner Alexanderplatz waren es nach Polizeiangaben rund 15 000 Teilnehmer, die Veranstalter hatten mit 1500 Teilnehmern gerechnet. In München gingen etwa 20 000 Demonstranten auf die Strasse. Auslöser war der Tod des Schwarzen George Floyd in den USA bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai. Kritik gab es am Samstag, weil mancherorts der wegen der Corona-Pandemie geltende Mindestabstand nicht eingehalten wurde.
Lange Schweigeminute
Bei einer Schweigeminute setzten sich die Teilnehmer, darunter viele Jugendliche, auf den Boden. Sie dauerte genau 8 Minuten und 46 Sekunden. So lange hatte ein Polizist Floyd am 25. Mai sein Knie in den Nacken gedrückt, bis dieser sein Bewusstsein verlor und kurz darauf starb. In den Vereinigten Staaten war es daraufhin zu Protesten und teilweise auch Ausschreitungen gekommen.
Am Samstag gingen in Deutschland auch in Städten wie Hamburg, Frankfurt am Main, Mannheim und Stuttgart Tausende auf die Strasse. Im Internet waren Aufrufe zu «Silent Demos» («Stille Demos») veröffentlicht worden. «Nein zu Rassismus» und «Black Lives Matter» («Schwarze Leben zählen»), hiess es dort. Die Demonstranten sollten in schwarzer Kleidung zu erscheinen. Man wolle während der Demonstration still und schweigend an den Tod Floyds erinnern.
Von 200 auf 20'000 Personen
In München waren immer wieder Rufe «Black Lives Matter» («Schwarze Leben zählen») zu hören. Ein Polizeisprecher sagte: «Wir haben permanent Durchsagen gemacht, um auf die Einhaltung der Abstandsregeln hinzuweisen, die gerade anfangs oft nicht eingehalten wurden.» Das Versammlungsgelände sei schliesslich erweitert worden, um mehr Platz zu schaffen. Aus den angemeldeten 200 Menschen waren 20 000 Demonstranten geworden.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äusserte sich auf Twitter kritisch: «Ich teile den Anlass des Protests voll und ganz. Aber trotzdem sind die Abstände zu klein.» Die Gefahr der Corona-Pandemie sei nicht gebannt. Rassismus müsse bekämpft werden, aber ohne vermeidbare Corona-Tote.
In Hamburg sprach die Polizei von insgesamt 14 000 Teilnehmern bei zwei fast zeitgleichen Kundgebungen am Jungfernstieg und am Rathausmarkt - erlaubt waren wegen der Coronamassnahmen zusammen nur gut 800. Die Hamburger Polizei hatte bereits vor den Demonstrationen ihre Solidarität erklärt. «Wir sind an eurer Seite!», twitterte sie vor Beginn der Kundgebungen. «Rassismus darf in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Wir arbeiten täglich dafür, dass sich alle Menschen in Hamburg sicher fühlen können.»
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) erklärte, Rassismus töte, nicht nur in Amerika. «Ich danke denjenigen, die heute dagegen aufstehen und die jeden Tag leben, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Und zwar jedes Menschen.»