Zur Erkältung gibt es viele Mythen – Welche stimmen wirklich?
Es gibt viele Tipps, wie man einer Erkältung entgehen kann. Doch längst nicht alle helfen wirklich.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegen Erkältungen gibt es viele Tipps, die allerdings nicht alle wirklich helfen.
- Hilfreich sind Händewaschen, Schlaf und Ruhe sowie Ingwer-Tee mit Honig.
- Warme Kleidung, kalte Duschen, Vitamin C und Zink sowie Nasenduschen sind umstritten.
Wer wurde nicht schon einmal gerügt, weil er ohne Schal und Mütze vor die Tür ging? Wem wurde noch nie das absolute Allheilmittel gegen einen Schnupfen empfohlen? Viele der oft gehörten Tipps sind jedoch wissenschaftlich umstritten.
RATSCHLAG: «Zieh' dich warm an, sonst erkältest du dich.»
BEWERTUNG: Ein Zusammenhang ist nicht erwiesen.
FAKTEN: Das sagt Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erkältungen oder grippale Infekte werden durch Viren, nicht durch kalte Temperaturen ausgelöst. Ob die Kälte die Abwehrkräfte des Körpers so sehr schwächt, dass eine Infektion begünstigt wird, ist umstritten.
Forscher fanden jedoch biologische Hinweise darauf, dass Immunzellen bei Kälte Viren schlechter bekämpfen können.
RATSCHLAG: «Kalte Duschen härten ab.»
BEWERTUNG: Möglicherweise, seltener krank wird man aber nicht.
FAKTEN: Wissenschaftler aus den Niederlanden gingen dieser These nach. Dabei kam heraus, dass Menschen, die anfingen auch kalt zu duschen, sich seltener und weniger heftig krank fühlten. Bei den tatsächlichen Krankheitstagen pro Jahr gab es dagegen keine grossen Unterschiede zu den Testpersonen, die weiter warm duschten.
RATSCHLAG: «Händewaschen nicht vergessen.»
BEWERTUNG: Ein guter Rat, sagen viele Experten.
FAKTEN: «Die Hände sind ein wichtiger Keimüberträger», erklärt der Hamburger Allgemeinmediziner Scherer. So können etwa durch Anfassen einer Türklinke Keime aufgenommen werden. Reibt man sich anschliessend die Augen oder fasst sich an die Nase, können die Erreger in die Schleimhäute gelangen.
Forscher gehen davon aus, dass regelmässiges Händewaschen die Verbreitung von Viren und die Ansteckungsgefahr senken kann.
RATSCHLAG: «Du brauchst bei einer Erkältung viel Vitamin C und Zink.»
BEWERTUNG: Allenfalls geringe Vorteile.
FAKTEN: «Ohne Vitamin C und Zink dauert eine Erkältung eine Woche. Mit Vitamin C und Zink dauert sie 7 Tage», sagt Scherer. Im Vorfeld einer Erkrankung können sie jedoch womöglich etwas helfen: Die reguläre Einnahme von Zink reduzierte zumindest in Studien mit Kindern die Zahl der Erkältungen pro Jahr. Die regelmässige Gabe von Vitamin C führte dagegen bei Erwachsenen lediglich zu einer geringeren Krankheitszeit und etwas abgeschwächten Symptomen.
RATSCHLAG: «Ab ins Bett mit dir.»
BEWERTUNG: Schlaf und Ruhe helfen gegen Erkältungen.
FAKTEN: Sich bei einer Erkältung Ruhe zu gönnen, hat zwei Vorteile: Man steckt weniger Menschen an. Zudem hilft Schlaf dem Körper, die Erkältungsviren abzuwehren.
«Körperliche Schonung ist beim akuten Infekt sinnvoll. Übermüdung und Schlafentzug können das Immunsystem schwächen», sagt Scherer.
RATSCHLAG: «Trink schön viel Ingwer-Tee mit Honig.»
BEWERTUNG: Das kann Symptome durchaus lindern.
FAKTEN: Warme oder heisse Getränke können das Husten und den Abfluss von Schleim nach einer Handreichung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erleichtern. Generell sei Trinken bei Erkältungen förderlich.
Honig könne demnach helfen, einen trockenen Rachen und gereizte Bronchien zu beruhigen. In Ingwer sind sogar Stoffe enthalten, die gegen Rhinoviren wirken, einen der häufigsten Verursacher der klassischen Erkältung.
RATSCHLAG: «Eine Nasendusche kann helfen.»
BEWERTUNG: Der konkrete Nutzen ist unklar.
FAKTEN: Nasenspülungen mit Salz wird nachgesagt, dass sie gegen Viren wirken. Ob Nasenduschen jedoch wirklich eine Erkältung vorbeugen oder bekämpfen kann, ist umstritten. Einige Studien zeigten durchaus eine prophylaktische Wirkung von regelmässiger Anwendung, grippale Infekte wurden seltener. Australische Forscher verglichen jedoch die Ergebnisse mehrerer Studien und kamen zu dem Schluss: Bisher gebe es keine medizinisch bedeutsamen Anzeichen für einen Nutzen.