China entsorgt wohl Plastikmüll auf offener See
Auf einer einsamen Insel im Südatlantik landen immer mehr Plastikflaschen aus Asien. Das lässt sich nur so erklären: Sie wurden ins Meer entsorgt.
Das Wichtigste in Kürze
- Den Plastikmüll, der im Ozean landet, hat eine neue Studie anhand einer Insel im Südatlantik untersucht.
- Früher landete hier Plastik aus Südamerika, heute stammen angetriebenen Plastikflaschen zu drei Vierteln aus China.
- Deren Herstellungsdatum legt nahe, dass diese nicht von Land gedriftet sind, sondern auf offener See entsorgt wurden.
Immer mehr Plastik treibt in den Ozeanen, bis es irgendwo angespült wird. Bisher ging man davon aus, dass die Verschmutzer es vom Land aus ins Wasser werfen. Doch eine neue Studie, die im Fachblatt PNAS erschienen ist, zeigt nun am Beispiel einer Insel: Der Grossteil wird von Schiffen aus entsorgt und stammt aus Asien.
Die untersuchte Insel heisst «Inaccessible Island», liegt im Südatlantik zwischen Südamerika und Afrika und ist unbewohnt. Das Plastik, das hier landet, wird schon seit 1984 untersucht. Damals stammte es hauptsächlich aus Südamerika, die ozeanische Strömung spülte es an das etwa 3000 Kilometer entfernte Eiland.
Die meisten Flaschen wurden kürzlich entsorgt
Nun haben Forschende von Institutionen in Südafrika und Kanada die alten Zahlen verglichen mit Plastikfunden aus den Jahren 2009 und 2018. Das Ergebnis: Seit den 1980ern stiegt der PET-Anteil des Plastikmülls um jährlich 15 Prozent. Und: Drei Viertel des Plastiks stammt nun aus Asien, hauptsächlich aus China. Von den Plastikflaschen waren 90 Prozent innerhalb der letzten zwei Jahre hergestellt worden – das verrieten Einprägungen auf den Flaschen.
Weil das Herstellungsdatum so nah in der Vergangenheit liege, müssen die Plastikflaschen aus China von Schiffen aus entsorgt worden sein, schlussfolgern die Autoren. Denn: «Ein Transport dieser PET-Flaschen durch ozeanische Strömungen und durch windgetriebene Effekte aus asiatischen Gewässern ist für solch kurze Zeiträume nicht vorstellbar», sagt Jörg-Olaf Wolff, Leiter der Arbeitsgruppe für Physikalische Ozeanographie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gegenüber dem Science Media Center. Wolff war nicht an der Studie beteiligt.
Damit verstiessen Schiffe in Asien, die die Plastikflaschen vermeintlich ins Meer werfen, gegen das sogenannte Marpol-Abkommen. Dieses verbietet seit 1973 jedwede Entsorgung von Plastikmüll im offenen Meer.
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