Coronavirus: Südafrika-Mutation bereitet Forschern grössere Sorgen

Jochen Tempelmann
Jochen Tempelmann

USA,

Die Wissenschaft gewinnt stetig neue Erkenntnisse zu den neuen Mutationen des Coronavirus. Epidemiologen sorgen sich vor allem um die Südafrika-Variante.

Coronavirus Variante Mutation Südafrika
Die Forschung rund ums Coronavirus läuft auf Hochtouren. Neue Erkenntnisse erklären, warum die neuen Varianten gefährlicher sind. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler analysieren die neuen Corona-Varianten aus Grossbritannien und Südafrika.
  • Vieles deutet auf eine höhere Infektiosität der britischen Variante hin.
  • Die Mutation in der südafrikanische Variante könnte die Impfung beeinträchtigen.

Gutes Coronavirus, schlechtes Coronavirus? Virologen beschäftigen sich auf Hochtouren mit den neuen Varianten des Coronavirus: Das Virus mutiert permanent – dieser natürliche Prozess lässt sich nicht unterbinden.

Umso wichtiger ist das Monitoring: Die meisten Mutationen verändern die Wirkung des Virus kaum. Doch wenn eine Mutation die Eigenschaften des Virus verändert, kann es heikel werden: Neue Varianten können ansteckender oder lebensbedrohlicher sein – oder resistent gegen die Impfstoffe.

Eine Ausbreitung dieser Varianten lässt sich kaum verhindern: Sowohl die Variante aus Grossbritannien als auch die südafrikanische wurden bereits in der Schweiz entdeckt.

In einem neuen Preprint-Paper haben US-Wissenschaftler um Allison Greaney sich mit diesen Mutationen beschäftigt. Für die neue Variante aus Grossbritannien geben sie zumindest Teil-Entwarnung – die Südafrika-Variante bereitet weiter Sorgen.

Grossbritannien-Variante: Hinweise auf höhere Infektiosität

Bereits seit längerem besteht die Sorge, dass die Variante aus Grossbritannien ansteckender ist als bisherige Varianten. Statistisch ist dies jedoch schwierig nachzuweisen: Ein normaler PCR-Test gibt noch keine Auskunft über die Variante – hierfür muss eine Probe genauer untersucht werden.

Coronavirus Mutation Variante Impfung
Künstlerische Darstellung des Coronavirus: Fürs Andocken an den Körperzellen sind die Stacheln verantwortlich. - Keystone

Wissenschaftler haben bereits vor Längerem Indizien gefunden, welche den Verdacht auf höhere Infektiosität der britischen Variante unterstreichen: Die Mutation «N501Y» erhöht die Affinität des Virus zu den körpereigenen ACE-2-Rezeptoren, über welche das Virus in die Zelle eintritt. Es ist wahrscheinlich, dass dies die Chance einer Ansteckung erhöht.

Coronavirus: Knackpunkt Impf-Resistenz

So widersprüchlich es klingt: Die wahrscheinlich höhere Infektiosität der britischen Variante bereitet Virologen derzeit weniger Sorgen als die südafrikanische Variante. Denn diese Stämme tragen die Mutation «E484K» in sich.

Das Problem an «E484K» ist, dass die Mutation einen Einfluss auf die Antikörper-Bindung und die Neutralisation des Virus hat. Die Mutation betrifft den Rezeptor-bindenden Bereich: den Teil der markanten Stacheln, der für die Erkennung des Virus wichtig ist.

Verändert sich dieser Teil, können die vom Körper gebildeten Antikörper das Coronavirus womöglich weniger gut erkennen und neutralisieren. Die Bildung von spezifischen Antikörpern ist der Wirkmechanismus der Impfstoffe. Wenn diese Antikörper nicht mehr gleich gut gegen das Virus wirken, sinkt der Impfschutz.

Lernen für die zweite Impfstoff-Generation

Bisher sind noch zu wenige Menschen geimpft, um beurteilen zu können, wie gut die Impfung gegen die neuen Varianten wirkt. Doch die Erkenntnisse legen nahe, dass die erste Generation der Impfstoffe das Coronavirus wohl nicht für immer in Schach halten können.

Coronavirus Mutation Impfstoff
Ein Mitarbeiter von AstraZeneca in einem Labor. Möglicherweise kann erst eine zweite Generation von Impfstoffen das Coronavirus langfristig in den Griff bekommen. - Keystone

Das Team von Greaney schlussfolgert: «Ein wichtiges Themenfeld für zukünftige Arbeiten besteht darin, zu verstehen, wie virale Mutationen die durch Impfstoffe ausgelöste Immunität beeinflussen.» Dadurch dürften sich Ansatzpunkte finden, wie eine zweite Generation an Impfstoffen entwickelt werden kann, welche resistenter gegen Mutationen ist.

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