Coronavirus: Vielversprechende Ergebnisse bei Tests in Oxford
Das Wichtigste in Kürze
- Oxford-Forschern ist ein grosser Schritt auf dem Weg zu einem Corona-Impfstoff gelungen.
- Offenbar könnte der Kandidat gleich zweifach wirken: Für Antikörper und T-Zellen.
Britische Forscher machen Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie. Ein an der Uni Oxford entwickelter Impfstoff scheint sehr gute Ergebnisse zu erzielen.
Bei 1077 Testpersonen führte die Injektion des Mittels laut einer Studie zu einer zweifachen Wirkung: Es fördert sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen. Beide sind für die Immunabwehr wichtig.
Professor Andrew Pollard von der Oxford-Forschungsgruppe bezeichnete die Ergebnisse gegenüber der «BBC» als «äusserst vielversprechend». Laut Berichten hat Grossbritannien bereits 100 Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt.
Über die Ergebnisse berichteten die Experten auch in der britischen Medizin-Zeitschrift «The Lancet». Die deutliche Immunantwort zeigte sich noch 56 Tage nach der Impfung und könne eventuell durch eine zweite Dosis verlängert werden, heisst es dort.
Es sei dennoch unklar, ob der Impfstoff namens «ChAdOx1 nCoV-19» ausreichend Schutz biete, so die Experten. Um diese Frage zu klären, haben bereits in Brasilien weitere Tests mit Tausenden Freiwilligen in einer Phase III-Studie begonnen.
Wie funktioniert der Impfstoff?
Das Mittel der Universität Oxford und des britischen Pharmaunternehmens AstraZeneca besteht aus einem gentechnisch veränderten Virus, das bei Schimpansen eine Erkältung verursacht.
Das Virus wurde so verändert, dass es dem Coronavirus ähnelt. Wird er injiziert, reagiert der Körper auf den Erreger – aber ohne Symptome hervorzurufen. Und das klappt offenbar sehr gut: Laut der Oxford-Uni haben 90 Prozent der Probanden nach einer Dosis Antikörper entwickelt.
«Es muss noch viel Arbeit erledigt werden, bevor wir bestätigen können, dass unser Impfstoff helfen wird, die Covid-19-Pandemie zu bewältigen», betonte Mitautorin Sarah Gilbert von der Universität Oxford.
Das Vakzin löste den Wissenschaftlern zufolge Nebenwirkungen wie Erschöpfung und Kopfschmerzen aus, aber nichts Ernstes. Diese Nebenwirkungen konnten zudem mit Paracetemol gut behandelt werden.
Wie geht es weiter mit dem Impfstoff-Test?
Als Nächstes wird der Impfstoff nun zuerst an Tausenden und dann an Zehntausenden Menschen getestet. «Diese Phase dauert normalerweise cirka zwei Jahre. Durch beschleunigte Corona-Verfahren wird sie jetzt mutmasslich einige Monate dauern.»
Das sagte der deutsche Virologe Professor Jonas Schmidt-Chanasit (41) gegenüber der «Bild»-Zeitung zu den neuesten Test-Ergebnissen aus England und fügt an: «Mit Glück haben wir Mitte 2021 einen Impfstoff». Ob er aus Oxford stammen wird, sei aber noch ungewiss.
International gibt es ein Rennen von Wissenschaftlern und Pharmaunternehmen um einen Corona-Impfstoff. Das Mittel aus Oxford zählt zu den aussichtsreichen Kandidaten. Derzeit werden laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 20 Vakzine in klinischen Studien an Menschen getestet.
Gute Neuigkeiten auch aus China
Hoffnungsvolle Nachrichten zum Thema Corona-Impfung kommen auch aus China. Ebenfalls am Montag präsentierten chinesische Forscher in «The Lancet» Erfolge eines Impfstoffs in einem Phase-2-Versuch mit über 500 Menschen.
Auch dieser sei sicher und habe eine Reaktion des Immunsystem hervorgerufen wie Antikörper oder entsprechende Abwehrzellen (T-Zellen) im Blut, schreibt das Team um Feng-Cai Zhu vom Jiangsu Provincial Center for Disease Control and Prevention in Wuhan.
Etwaige Nebenwirkungen waren demnach etwa Fieber, Müdigkeit oder Schmerzen an der Impfstelle und verliefen in den meisten Fällen mild. Auch bei diesem Impfstoff muss noch geprüft werden, ob die ausgelöste Immunabwehr ausreichend wirkt.